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Vier Künstler und eine leere Villa

Ausstellung in Kempfenhausen noch bis 3. Juli

Eine alte Villa, tolle Bilder und die Wahnsinnslandschaft - die Mischung macht's. (Bild: Susanne Hauck)

Das Farewell der Villa der Osa ist beeindrucked geraten. Eine imposante Architektur, und eine Wahnsinns-Landschaft, garniert mit einer schillernden Vergangenheit und obendrein eine Hommage an vier ganz unterschiedlich mit Berg verbundene Künstler – mehr geht nicht. Mit der Ausstellung „Von A bis Z“ (von Herbert Achternbusch bis Herbert Zimmer) ist den Kuratoren ein großer Wurf gelungen.

Für die 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Berg haben die Eigentümer auf Anfrage überraschenderweise noch einmal die Räumlichkeiten geöffnet, ehe die Villa de Osa umgebaut und in Eigentumswohnungen aufgeteilt wird. Seit 2016 ist die Klinik verwaist, und wie alle leerstehende Gebäude ist ein bisschen Gruselfaktor dabei. An den Türen gibt es noch die Namensschilder der Ärzte und Klinikmitarbeiter. Ein imposante Empfangshalle mit Kronleuchter, ein holzgetäfelter kreisrunder Salon mit Kamin, der zuletzt als Konferenzraum diente, verwinkelte Gänge und Zimmerfluchten, in denen aufgrund der eigentümlichen Architektur kaum eine Wand gerade ist – die Villa ist eine Schau.

Herbert Achternbusch

Die vielen Zimmer sind leer, und nichts lenkt ab vom Blick auf die Bilder zweier bayerischer Künstler. Herbert Achternbusch, so viel kann man sagen, war ein ebenso begnadeter Maler wie Filmemacher. Viele dürften gar nicht wissen, dass der 2022 verstorbene Freigeist eigentlich von der Malerei her kommt. Extra für die Ausstellung haben Freunde und Fans die Werke leihweise zur Verfügung gestellt, denn kaufen kann man einen Achternbusch nirgendwo mehr, so begehrt ist er. Bernd Zimmer, ein Vertreter der Neuen Wilden, zuletzt mit dem Kunstwerk Stoa 169 in Polling bekannt geworden, malt am liebsten farbkräftige, großformatige Landschaften. Von wem was stammt, steht mit Bleistift hingekritzelt an der Wand.

Die Ausstellung widmet sich aber auch den Skulpturen des verstorbenen Berger Künstlers Gerd Jäger. Und ganz oben im Kuppelbau, ist noch einmal Hannelore Jüterbocks legendärer „Lüßbach“ zu sehen, ein viele Meter langes Monumentalwerk, das sich fantastisch entlang der Wände im kreisrunden Zimmer windet und von hinten raffiniert beleuchtet fast wie Höhlenmalerei wirkt. Es ist zum ersten Mal seit 36 Jahren wieder ausgestellt.

Schillernde Vergangenheit

Für viele Besucher war es von ungeheurem Reiz, noch einmal durch die Räumlichkeiten eine der vornehmsten Villen am Starnberger See zu schreiten. Reiche Südamerikaner ließen sich die Villa, die zwei Schauseiten hat, 1909 in Kempfenhausen bauen. Die Villa der Familie de Osa ist schon deshalb bemerkenswert, weil sie nämlich zwei Schauseiten besitzt. 1951 gab es dort einen schrecklichen Mord. Fritz de Osa und seine Frau Marietta und die gemeinsame Tochter wurden leblos in ihren Betten aufgefunden. Der Mörder war der Hausmeister, der sich dafür rächen wollte, dass seine heimliche Liebesbeziehung mit seiner Stieftochter von der Hausherrin entdeckt worden war. Nach dem Mord wollte keiner mehr in der Villa wohnen. Sie wurde 1953 verkauft an Dr. Heinz Bannaski, der eine Privatklinik darin einrichtete. 1980 kam sie in den Besitz von Dr. Valentin Argirov. Ihn kennt man noch als den „Leibarzt“ von Franz Josef Strauß. 2001 stieg die Schön-Klinik ein. Die Ausstellung “Von A bis Z” ist bis Sonntag 3. Juli jeden Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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