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Sechzig Jahre „Weilheim“

Küstenminensucher, Minenjagdboot, Museumsschiff

Die „Weilheim“ als Führerboot des 4. Minensuchgeschwaders um das Jahr 1964. (Bild: Deutsches Marinemuseum)

Sechzig Jahre „Weilheim“! Dabei handelt es sich natürlich nicht um die Kreisstadt Weilheim, die Geburtstag feiert, denn die ist freilich sehr viel älter, sondern vielmehr um ein Schiff gleichen Namens für das die Kreisstadt die Patenschaft übernommen hat, nämlich das ehemalige Minenjagdboot M1077 „Weilheim“, das heute als ältestes Großexponat des Deutschen Marinemuseums in Wilhelmshaven „seinen Ruhestand“ genießt.

Am 28. Januar 1959 wurde die „Weilheim“ als Küstenminensuchboot in Dienst gestellt. In den kommenden Jahrzehnten sollte es sich als wandlungsfähiges und dadurch langlebiges Exemplar einer Bootsklasse erweisen, die über die gesamte Zeit des Ost-West-Konflikts ihren Dienst versah und nach dessen Ende noch an den ersten Auslandseinsätzen der Bundeswehr teilnahm.

In den Anfängen

In der Aufstellungsphase der Bundesmarine gehörte das Räumen von Minen aus dem Zweiten Weltkrieg zu den ersten Aufgaben der aufwachsenden Minensuchflottillen. Die Lindau-Klasse (Klasse 320) bildete mit ihren 18 Einheiten einen wichtigen Grundstock dieser Verbände. Gebaut mit einem Holzrumpf, sollte die Magnetsignatur möglichst geringgehalten werden. Aber auch auf das Schiffsinnere hatte der Rückgriff auf Holz als Baustoff seinen Einfluss. Die Decks für die 43 bis 46 Mann waren in dunklem Mahagoni-Tropenholz gehalten und stellten so einen starken Kontrast zum später auf Kriegsschiffen vorherrschenden Grau in Grau dar. Gleichzeitig profitierte die „Weilheim“ davon, erst das achte Boot ihrer Klasse zu sein. Das dritte Brückendeck, das bei den ersten sechs Booten der Lindau-Klasse zu erheblichen Stabilitätsproblemen geführt hatte, wurde bereits nicht mehr montiert.

Dienst als Minenjagdboot

Für den Auftrag als Küstenminensuchboot waren die Boote mit einem Minensuchgeschirr und Geräuschbojen ausgerüstet. So konnten Ankertau- und Geräuschminen geräumt werden. Die fortschreitende Weiterentwicklung von Seeminen führte dazu, dass sich auch die „Weilheim“ verändern musste. In den 1970er Jahren wurden sechs Boote der Lindau-Klasse zu Hohlstablenkbooten umgebaut, während zwölf Boote zu Minenjagdbooten (nun Klasse 331) umgerüstet wurden. Letzteres betraf auch die „Weilheim“, die dazu am 30. Juli 1976 vorläufig außer Dienst gestellt wurde. Etwas mehr als zwei Jahre dauerte der Umbau bei „Abeking & Rasmussen“ in Lemwerder bei Bremen. Als sie am 17. November 1978 wieder in Dienst gestellt wurde, hatten sich ihre Fähigkeiten beträchtlich erweitert. Mit neuer Navigationsanlage und Sonarausstattung versehen, konnte sie nun zusätzlich Minen mittels zweier drahtgelenkter Minenjagddrohnen PAP 104 aus sicherer Entfernung aufspüren und zerstören. Der Umbau beinhaltete zudem die Verlängerung des Decksaufbaus, wodurch Minentaucher mit an Bord genommen werden konnten.

Seit 1995 außer Dienst

Nach der endgültigen Außerdienststellung am 15. Juni 1995 ist die „Weilheim“ seit 1997 im Besitz des Deutschen Marinemuseums in Wilhelmshaven und zählt damit, neben dem U-Boot U10, zu den ersten begehbaren Großexponaten. Zum Erhalt des nunmehrigen Museumsboots „Weilheim“ trägt seit vielen Jahren die Marinekameradschaft Weilheim bei. Ein Zeichen für die noch immer bestehende Verbindung von Stadt und Boot.

Den sechzigsten Geburtstag des Bootes hat das Museum zum Anlass genommen, seine „alte Dame“ zu feiern. Am 23. Mai machte die neue „Weilheim“, ein Minenjagdboot der Hameln-Klasse (Klasse 332) mit Heimathafen Kiel, im Museumshafen fest und öffnete als „open-ship“ den Besuchern des Deutschen Marinemuseums seine Schotten. Die Festrede übernahm der zehnte Kommandant der „Weilheim“, Konteradmiral a.D. Karl-Wilhelm Ohlms. Zum „Geburtstag“ waren neben Vertretern der Weilheimer Stadtverwaltung und der Marinekameradschaft Weilheim auch ehemalige Kommandanten und Besatzungsmitglieder eingeladen.

Die Kreisstadt Weilheim ist übrigens die einzige Stadt, die zweifach Patenstadt eines Minensuchbootes ist und das ist in der Deutschen Marine bislang einmalig.

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