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Das Dorf der Zukunft

TU-Baureferendare stellen ihre Ideen für Berg vor

Großes Interesse an den Visionen der TU-Baureferendare. (Bild: Susanne Hauck)

„Es sind Ideen, was man alles aus unserer Gemeinde machen könnte“, sagte Bergs Bürgermeister Rupert Steigenberger und scherzte, dass man in Unterberg angesichts der Eröffnung des neuen Pop-up-Schwimmbads im Juli 2024 schon ganz nervös werde. Er spielte damit auf ein fiktives Werbeplakat der Studenten an und schob zur Beruhigung hinterher: „Nicht alles bierernst nehmen.“ Der Saal der Aufkirchner „Post“ war gesteckt voll. Rund 80 Berger Bürger wollten sich von den Baureferendaren der TU München die Zukunftsvisionen für ihre Gemeinde erläutern lassen. Die Zusammenarbeit war auf Initiative der ehemaligen Münchner Stadtbaurätin, Honorarprofessorin und Berger Einwohnerin Christiane Thalgott zustandegekommen, als für eine große Uni-Prüfung die Überplanung einer Speckgürtel-Gemeinde erfolgen sollte. Manches der Ideen klang am Ende schon reichlich utopisch. Aber warum nicht einfach mal ganz frei denken. „Die Referendare haben einen frischen Blick und gehen ohne Eigeninteressen an die Sache“, unterstrich der Bürgermeister.

Mehr vom See

Die interdisziplinären Ingenieure stellten ihre Ideen in verschiedenen Gruppen vor. Die Gemeinde Bergs im Jahr 2060 oder so würde vor allem ziemlich autofrei aussehen. So wäre der von Naherholern überlaufene Ortsteil Leoni für den Verkehr gesperrt und nur mit einem Shuttle erreichbar. Mit einer Umgehungsstraße wäre der Durchgangsverkehr aus Berg verbannt, stattdessen gäbe es eine grüne Achse durch den Ort und anstelle des Kreisverkehrs einen großen Gemeindeplatz. Die Nahversorgung wäre mit mehr kleinen Läden und Lebensmittelboxen zum Selber abholen gesichert, zudem würden Roboter den Einkauf nach Hause bringen. Viele Energieprojekte würden den Ort energieautark machen und der Lüssbach könnte als alternatives Naherholungsgebiet aufgewertet werden. Besonders genau haben sich die angehenden Führungskräfte den Uferbereich in Unterberg angeschaut. „Es ist ja die Lage am See, die Berg so attraktiv macht“, meinten die Studenten. Allerdings hätten sie sehr lange nach dem See suchen müssen, da der Uferbereich ziemlich verbaut ist. Die Lacher waren auf ihrer Seite, als sie ein Video der Seestraße mit ihren meterhohen Hecken und durchgehender Bebauung einspielten. „Der See muss besser seh- und erlebbar sein“, fanden sie und präsentierten ihre Umgestaltungspläne, wonach das Ufer in drei Zonen aufgeteilt wäre: eine Renaturierungszone mit Betretungsverbot, eine urbane Zone mit Cafe und Gastronomie und einen Erholungsbereich. Da die Liegewiese zu schmal ist, dachten sich die Baureferendare ein Badedeck mit integriertem Schwimmbad aus – und einen schwimmenden Spaziersteg Richtung Percha an den Villen am Ufer vorbei.

Ruhig mal rumspinnen

Die Bürger hörten mit Interesse zu, hatten aber auch Kritik. Randi Valerien störte sich daran, dass die Jugend bei den Plänen zu kurz käme. Einem anderen Zuhörer gefiel der Umbau des alten Rathauses in ein Begegnungszentrum nicht, der „unnahbare Sockel“ passe nicht recht zur dörflichen Umgebung. Überhaupt sollten anstatt den Planungen ins Blaue hinein erstmal die wahren Probleme des Dorfs eruiert werden, meinte ein anderer. Bürgermeister Steigenberger verteidigte die Studenten. Viele Themen hätten sich schon in der Bürgerbeteiligung wiedergefunden. Und sowieso dürfte es ruhig mal „spinnerte Ideen“ geben, denn oft stecke ein wahrer Kern drin. So sei die Wiederbelebung der alten Seilbahn auf der Rottmannshöhe sicher nicht umzusetzen, aber in Bad Birnbach etwa fahre schon längst ein autonomer Shuttlebus.

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