"Jugendkümmerer"
Gemeinde Planegg richtet Stelle für Jugendreferentin ein
Nach der Stelle eines extra Kulturreferenten und einer Verwaltungsstelle, die als „Kümmerer“ ausschließlich für die Verbindung zwischen Gemeinde und Asylbewerbern geschaffen wurde, richtet die Gemeinde Planegg nun eine weitere besondere Stelle ein: die eines Jugendreferenten.
Nach der Pensionierung von Micha Rabeneck im Mai 2019 sollte die Stelle hauptamtlich ausgefüllt werden, allerdings hatten sämtliche Vorschläge des Kreisjugendrings „nicht unbedingt auf Planegg gepasst“, erklärte Bürgermeister Heinrich Hofmann. Nach mehreren Bewerberrunden könne die Gemeinde nun endlich „ihre“ Jugendreferentin vorstellen: die 45jährige Sozialpädagogin Kerstin Barth.
„Jugend-Leuchtturm“ im Landkreis
„Diese neue Stelle ist als Stabstelle im Bürgermeisteramt auf Amtsleiterebene eingeordnet. Wir möchten damit unsere Wertschätzung für die Jugend zum Ausdruck bringen und gleichzeitig das übergeordnete Arbeiten der Jugendreferentin fördern.“ Der Jugendaspekt könne nicht hoch genug gewürdigt werden. „Wir wollen die Jugend künftig mehr einbinden, ihre Meinungen besser berücksichtigen. Die Sicht der Jugend auf die Gemeinde ist uns wichtig.“
Solch eine Referentenstelle gebe es landkreisweit noch nicht. Und wenn eine Kommune eine derartige Stelle einrichte, handele es sich meist um eine viel größere Gemeinde. „Da hauen wir durchaus etwas auf den Putz. Wir sind damit ein „Jugend-Leuchtturm“. Und wir haben ein extra Büro im Rathaus eingerichtet“, erklärte Hofmann stolz.
Für 14- bis 27-jährige
Barth bringt viel Erfahrung im Streetworker-Bereich mit und leitete in den vergangenen Jahren die Kreisjugendring-Stelle in Bad Tölz. Die ersten Wochen in Planegg habe sie mit Kennenlernen und Vorstellen verbracht und habe Kontakte zu den Jugendbeamten, Freizeitstätten, Schulen, zum Waaghäusl und Marteeny und mittlerweile auch zum einen oder anderen Verein geknüpft, wie sie erzählte.
„Ein gut funktionierendes Netzwerk ist für Jugendliche ganz wichtig. Mein Angebot ist die Koordination.“ Planegg biete schon viel für die Altersgruppe der 14- bis 27-jährigen, also für Jugendliche und junge Erwachsene. Barths Fragen würden sich deswegen in erster Linie nach der Befindlichkeit und den Wünschen der Jugendlichen in der bestehenden Struktur richten.
Scharnierstelle Jugend-Politik-Gemeinde
Planegger Probleme würden sich nicht von denen in anderen Gemeinden unterscheiden. „Es geht in Gesprächen oft um einen eigenen Platz, um Selbstverwaltung und Verantwortung“, so Barth weiter. „Im Prinzip sind wir da bei einem allgemeinen gesellschaftlichen Thema, nämlich: wie wird der öffentliche Raum eigentlich genutzt?“
Am 9. Januar wird Barth im Gemeinderat über ihre ersten Erfahrungen sprechen und die eine oder andere Idee vorstellen. „Mein großes Ziel ist es, den Jugendlichen Verantwortung zu übertragen, damit sie dies im praktischen Rahmen anwenden können und lernen, mit Verantwortung im Gemeinwesen umzugehen. Nur so können sie ihre Stellung in der Gesellschaft finden.“
Vielleicht wäre ein selbstverwalteter Jugendtreff möglich. „Das muss man sehen. In den nächsten Wochen will ich die kommende Kommunalwahl nutzen, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und sie an die Politik heranzuführen.“ Das könnten Aktionen für Erstwähler, Speed-Dating mit Lokalpolitikern oder das Planspiel U18-Wahl sein. „Da gibt es viele spannende Ansätze. In jedem Fall verstehe ich mich als Scharnierstelle für Jugend, Politik und Gemeinde. In diesem Sinne sehe ich mich als Multiplikator und weniger als Oberhaupt für alle Jugendfragen.“
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