Handlungsspielraum für Ortsgestaltung
Gemeinderat Planegg mehrheitlich für neuen Flächennutzungsplan
Nach einer mehrmonatigen Diskussion und einer erneuten Mammutsitzung einigte sich der Planegger Gemeinderat endlich auf einen Flächennutzungsplan als Grundlage für die weitere Ortsentwicklung. In Zukunft soll damit neuer Wohnraum geschaffen werden können. Bürgermeister Heinrich Hofmann appellierte zu Beginn an die Räte: „Wir brauchen dringend Wohnraum, den sich auch sozial schwächer Gestellte leisten können. Es kann nicht nach der Devise entschieden werden: Wohnraum ja, aber bitte nicht bei mir. So kann kein verantwortungsvoller Gemeinderat handeln.“
Der Flächennutzungsplan sei die vorausschauende Planung des Ortes und diene als Handlungsspielraum. Der eben noch bestehende Plan sei in den 70er Jahren beschlossen worden und bedürfe einer dringenden Aktualisierung. „Das ist noch kein Bauplan und weist noch kein Baurecht aus, darauf weise ich ausdrücklich hin. Diese Schritte haben wir erst in frühestens zwei Jahren vor uns, wenn der Flächennutzungsplan öffentlich ausgelegt und wiederum diskutiert wurde. Vielleicht werden aus den momentan so heftig diskutierten Flächen Bauland, vielleicht auch nicht.“
Für- und Widerstimmen
Rund 50 Bürger wohnten der Gemeinderatssitzung bei und trugen ihre Bedenken vor. „Wir sehen Ihre Pläne sehr kritisch“, meinte ein Martinsrieder. „Ihre Bedarfsanalysen widersprechen dem Bürgergutachten nach gemäßigtem Wachstum.“ In heftiger Kritik standen auch die Rodungsmaßnahmen auf dem Martinsrieder Wall. „Sind das schon Vorbereitungen für die Baumaßnahmen?“ Auch könne das ohnehin schon hohe Verkehrsaufkommen in Martinsried kaum noch mehr Fahrzeuge aufnehmen, so ein weiterer Bürger.
Der Martinsrieder Wolfgang Cebulla berichtete, dass er ein Bürgerbegehren gegen die Ausweisung von Bauland westlich der Straße Im Grund und Am Klopferspitz initiiert habe. „In weniger als zehn Tagen haben wir schon 300 Unterschriften dafür beisammen. Wir wollen, dass Sie zuerst die innerörtlichen Flächen berücksichtigen und erst danach den Grüngürtel zubauen.“
Wo bleibt die Kontrolle für Wachstum?
Die Kritiker im Gemeinderat sahen dies ähnlich. Dritte Bürgermeisterin Anneliese Bradel (Gruppe 21) wehrte sich dagegen, wichtige Außenflächen zuzubauen, und betonte nach der Abstimmung: „Es ist ein Riesenschritt, in die Außenbereiche des Ortes zu gehen. Wir wollen alle ein langsames Wachstum, durch die vielen potenziellen Bauflächen werden Begehrlichkeiten geweckt. Dafür ist ein Kontrollmedium, eine Wachstumsbremse nötig. Und die fehlt uns in der Diskussion völlig. Das ist nicht hinnehmbar.“
Dieses moderate Wachstum sei stets zentraler Punkt in allen Ortsentwicklungsprozessen gewesen, sowohl in den Leitlinien als auch im Bürgergutachten. „Das findet keine Berücksichtigung!“, kritisierte Fraktionskollege Herbert Stepp. Max Gum-Bauer (Freie Wähler) meinte dagegen: „Wenn Einheimische keine Bleibe finden, sind wir in der Pflicht.“ Zustimmung zum neuen Flächennutzungsplan gab es auch aus den Reihen der CSU und der SPD. Auf Antrag von Fritz Haugg (FDP) sowie Giovanni Sammataro (CSU) ist nun allerdings die Bebauung des Martinsrieder Walls an der Röntgenstraße nicht mehr Bestandteil der potenziellen Wohnbebauung. Der 1,4 Hektar große Acker zwischen der Straße Im Grund und der Münchner Straße bleibt dagegen im Wohnbebauungsplan. Den Entwurf zum Flächennutzungsplan fand am Ende mit 16 Ja- und sieben Neinstimmen eine Mehrheit. Der Plan wird nun öffentlich ausgelegt.
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