Gemeinsam erinnern
Totengedenken auf dem Jüdischen Friedhof Gauting
Schon seit 2008 begeht der Verein Gedenken im Würmtal e.V. am Totensonntag eine Gedenkstunde zu Ehren der 172 in Gauting begrabenen jüdischen ehemaligen KZ-Häftlinge und verstorbenen Patienten der Lungenheilklinik im jüdischen Teil des Gautinger Waldfriedhofs. Unter Anteilnahme der Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger und des Gräfelfinger Bürgermeisters Peter Köstler, der Abgeordneten Ute Eiling-Hütting, vieler Gemeinderäte sowie sehr vieler Schüler aus allen drei Würmtal-Gymnasien richteten die Vereinsmitglieder auch heuer eine würdige Feierstunde aus.
„Ihr seid nicht an dem schuld, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht“, zitierte Vereinsvorsitzender Hannes Stumpf den verstorbenen Max Mannheimer, einen der Überlebenden des Todesmarsches aus dem KZ Dachau. Und auch Brigitte Kössinger, die Gautinger Bürgermeisterin, betonte: „Wir sind verantwortlich für das, was in der Gegenwart passiert.“ Sie mahnte, wachsam zu sein, damit die schweren und dunklen Zeiten nie wieder kommen. „Eine Diskriminierung und Vernichtung aufgrund von Rasse und Glaube darf es nicht wieder geben.“
Zur Feierstunde sprach auch Jan Mühlstein von der Münchner Gemeinde Beth Shalom. „Im Würmtal wurden ebenfalls viele Bewohner aufgrund ihrer jüdischen Abstammung drangsaliert. Aber es gab einen Neuanfang nach dem Krieg.“ Wie zum Beispiel der Jüdische Friedhof einen Neuanfang symbolisiere. „Der Friedhof ist im jüdischen Glauben ein Platz für die ewige Ruhe, fast wichtiger als die Synagoge“, erklärte er weiter. Das Totengedenken im jüdischen Glauben sei an die Lebenden und nicht an die Toten gerichtet, so Mühlstein. „Deswegen erinnern wir uns heute an die Menschen mit ihren Schicksalen und ihren Hoffnungen.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH