Wichtige Erinnerungskultur
Verein Gedenken im Würmtal mit Gedenkzug an den Todesmahnmalen
Der Verein Gedenken im Würmtal e.V. erinnerte mit seinem Gedenkzug an den Todesmarsch aus dem KZ Dachau. Die Bürgermeister der Gemeinden, die beiden Landräte Christoph Göbel und Stefan Frey sowie sämtlich Gymnasien, die Musikschule Planegg-Krailling und die MIttelschule Gauting beteiligten sich an dem Gedenkzug. (Bild: us)
Unter Mitwirkung aller Würmtal-Gymnasien sowie der Mittelschule Gauting und der Musikschule Planegg-Krailling richtete der Verein Gegen das Vergessen im Würmtal e.V. den traditionellen Gedenkzug zu Ehren der Opfer des Todesmarsches aus dem KZ Dachau aus. Über vier Stunden liefen die Teilnehmer den damaligen Todesmarsch-Weg von Lochham kommend bis nach Gauting.
An den Todesmarsch-Mahnmalen der Gemeinden hielt der Zug für Ansprachen, Gebete, Musik und Gespräche. „Alle Bürgermeister sowie die beiden Landräte Christoph Göbel und Stefan Frey kamen“, freute sich Johannes Stumpf, Vorsitzender des Vereins, über die Anteilnahme. „Und wir konnten wieder sehr viele jüdische Freunde begrüßen.“
Nächste Generation
Nach dem Tod von Yehuda Beilis, der im Alter von 95 Jahren im März in Israel verstarb, gebe es nun keine Zeitzeugen mehr im unmittelbaren Umfeld des Vereins. „Wir freuen uns sehr, dass wir nun regen Kontakt zur zweiten Generation haben“, so Stumpf. Auch diese sei es wichtig, die Erinnerungen aufrechtzuhalten, der Jugend hier vor Ort weiterzugeben und den Kontakt zum Verein zu halten.
Am Gedenkzug beteiligten sich die jüdischen Gäste mit Gebeten und Erinnerungsworte. „Niemals vergesse ich die Geschichte meines Vater“, sagte zum Beispiel Talii Landesmann, Tochter von Chaim Melech – Ehrenmitglied im Verein, am Gräfelfinger Mahnmal. „Ihm gelang die Flucht in letzter Minute vom Todesmarsch in den Wald.“ Dort sei er und ein Freund von deutschen Soldaten gefunden worden. Der Freund wurde erschossen. Chaim Melech stellte sich tot und hörte die Soldaten sagen, dass sie keine Kugel mehr verschwenden würden. „Damit war mein Vater gerettet.“
Gedenken im Zeichen des Friedens
Die Lesungen der Schüler an den Mahnmalen wurden in diesem Jahr zum ersten Mal durch die Mittelschule Gauting bereichert. Die Lehrerin Sarah Roth, eine ehemalige Schülerin des Otto-von-Taube-Gymnasiums, engagiert sich an der Mittelschule für den Verein Gegen das Vergessen. Am Kraillinger Mahnmal lasen die Mittelschüler aus den Erinnerungen von Solly Ganor vor.
Auch die Landräte beteiligten sich aktiv am Gedenken. Landrat Christoph Göbel erinnerte in Hinblick auf den momentanen Krieg in der Ukraine daran, dass Krieg nie die richtige Lösung sei. „Es geht immer darum, den Frieden zu bewahren. In diesem Sinne danke ich dem Verein von Herzen und mit großer Überzeugung. Sie leisten etwas sehr, sehr Wichtiges für unsere Zeit!“
Zwei Jahre lang konnte der Verein übrigens seinen traditionellen Gedenkzug nicht durchführen. Stattdessen verlegte er sich auf ein virtuelles Gedenken an den Mahnmalen in den Würmtalgemeinden. Dies fand großen Anklang, denn so konnten trotzdem die israelischen Zeitzeugen, ihre Angehörigen und die vielen interessierten Bürger am Gedenken teilhaben. Ohne die zweijährige Corona-Pause hätte der Verein in diesem Jahr den Gedenkzug zum 25. Mal veranstaltet.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH