Wann endlich energieautark?
Infoveranstaltung der Würmtal-Gemeinden
Die Tradition für einen jährlichen Energietag aller Würmtalgemeinden ist wieder aufgenommen. Nach coronabedingter Pause trafen sich Bürgermeister und Energieexperten zu einem Podiumsgespräch im Kupferhaus. Allgemeine Frage war die nach der Energieautarkie des Würmtals. Ergänzt wurde die Veranstaltung mit zahlreichen Infoständen rund ums Energiethema. Unter Moderation des Energiespezialisten Martin Sambale, Geschäftsführer des Allgäuer Energie- und Umweltzentrums eza!, gaben die Bürgermeister zunächst einen Überblick darüber, wie sie die Energiekrise in ihren Gemeinden begegnen wollen. Rund 250 Bürger kamen zum Zuhören und Diskutieren.
Zur Sprache kamen Förderprogramme, Energiesparmaßnahmen wie LED-Straßenbeleuchtungen und die flächendeckende Installation von E-Ladestationen. An alternative Energieformen, wie Wind- und Wasserkraft sowie Photovoltaikanlagen dachte jeder, allerdings ohne nennenswerte Ergebnisse. Die meisten derartigen Projekte stecken in Machbarkeitsstudien und Wirtschaftlichkeitsberechnungen fest.
Umsetzung? Bürokratie zu mächtig!
„Wir würden gern energieautark sein“, sagte der Kraillinger Bürgermister Rudolph Haux. „Im Ortszentrum geht das noch nicht. Aber das KIM ist ein homogenes Gebiet mit einem Hackschnitzelheizkraftwerk und vielen Firmen, die innovativ denken. Dennoch fällt es hier schwer, die Ideen umzusetzen. Seitens der Politik werden Planungen und Genehmigungen erschwert. Der Anreiz ist einfach nicht da. Da muss sich etwas ändern.“
Kein Geld für die Umsetzung, konstatierte der Planegger Bürgermeister Hermann Nafziger und verwies auf laufende Machbarkeitsstudien. Sein Herzensprojekt sei die Agri-PV-Anlage, eine Photovoltaik-Anlage auf einem bewirtschafteten Feld, „das ist die Zukunft!“
„Der Mix macht´s“
Die Botschaft des Gräfelfinger Kollegen Peter Köstler lautete: „Der Mix macht´s. Wir sollten nicht auf eine Energieform setzen, sondern die Potenziale im Würmtal ausschöpfen.“ Das Gräfelfinger Energiegroßprojekt „Geothermie“ könne erschöpfend ausgenutzt werden, wenn es mehr Abnehmer als nur die Gräfelfinger gebe. „Daher plädiere ich stark dafür, ein Miteinander zu praktizieren. Wir können nur vorankommen, wenn wir die Großprojekte gemeinsam weiterbringen. Das wird jetzt offensichtlich.“
Dass es auch mit Geldsorgen und wenig gemeindeeigener Fläche geht, bewies der Neurieder Bürgermeister Harald Zipfel. Von Beruf Energieberater hat Zipfel schon einige Projekte ins Laufen bringen können. „Wir haben uns von Studenten in unserem Energiekonzept beraten lassen“, erzählte er. „Dies ist unsere Arbeitsgrundlage seit sechs Jahren.“ Dritter Bürgermeister Dieter Maier sei Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsreferent. „Damit hat das Thema bei uns ein Gesicht. Das ist wichtig in der Kommunikation.“
Wo bleibt das Innovative?
Ansonsten verfolge Neuried eine vielversprechende Windkraftkooperation mit Pullach, Schäftlarn und Baierbrunn, die vielleicht schon in zwei Jahren sichtbar sein wird. Auch Photovoltaik ist ein großes Thema bei den Neurieders. „Wenn jeder etwas auf dem Dach hätte, bräuchten wir gar nicht soviel Leistung“, so Zipfel. „Das sage ich schon seit 25 Jahren.“
Für die Veranstalter und Organisatoren vom Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. waren die Ausführungen der Bürgermeister zwar interessant, „aber wenig innovativ“, resümierte Joachim Bender von Grünzug-Netzwerk. „Die Erwartungen unsererseits und aus dem Publikum waren enorm hoch. Das ist kein Wunder in der heutigen Zeit. Aber enttäuschender Weise kam wenig Visionäres und Konkretes zur Sprache. Gerademal die Neurieder sind pfiffig.“
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