Emotionen beim 16-Stunden-Tag
Landrat Frey hat seine erste Kreistagssitzung gemeistert
Der frischgebackene Landrat Stefan Frey steht zu allen geplanten Vorhaben wie den Schulen und dem Anbau vom Landratsamt, auch wenn wegen Corona massive Einnahmeverluste drohen. „Es wäre der falsche Weg, die Flinte ins Korn zu werfen und die Projekte hintanzustellen“, sagte er im neuen Starnberger Kreistag und plädierte für eine „vernünftige Umsetzung“.
Angesichts der herausfordernden Zeiten und der Sorgen und Ängste der Menschen war seine Antrittsrede nicht „business as usual“, sondern hatte eine emotional bewegende Botschaft. Der Auslöser dafür war der überraschende Tod des eben gewählten Gautinger Gemeinderats Hans-Michael Krepold, der mit nur 56 Jahren auf einer Fahrradtour zusammengebrochen war. Eine Nachricht, die ihn sehr mitgenommen habe – umso mehr, als er Tage später in der Arbeitsmappe das handsignierte neue Buch vorfand, das ihm der Hochschulprofessor noch zugeschickt hatte. "Da musste ich tief durchatmen." Angesichts dieser schicksalhaften Wendungen rief er dazu auf, die wirklich wichtigen Dinge nicht aus den Augen zu verlieren und dem Leben mit mehr Demut zu begegnen.
Von acht bis Mitternacht
Das neue Amt und Corona haben Frey lange Arbeitszeiten beschert. Derzeit sei er von morgens acht Uhr bis Mitternacht im Büro. „Die Aufgaben sind vielschichtig, aber machen viel Spaß“, schilderte er seine ersten Eindrücke und lobte den freundlichen Empfang sowie den guten Teamgeist im Landratsamt. Von den 60 Kreisräten erwarte er einen sachlichen und fairen Umgang miteinander. „Es darf schon mal lauter werden, aber wenn gestritten wird, dann in vernünftigem Ton, so dass niemand verletzt rausgeht.“
"Projekte vernünftig umsetzen"
Freys Gattin und seine Kinder verfolgten die Amtseinführung in der Schlossberghalle ebenso gespannt wie Altlandrat Karl Roth, der beim Blick von der Besuchergalerie herab überrascht feststellte: „So viele neue Gesichter, und so viele Grüne.“ Doch ihre von zehn auf 18 erstarkten Sitze nutzten den Grünen nichts, als es um die Wahl des Vize-Landrats ging. Die große Verliererin war in diesem Fall Martina Neubauer. Für die Ex-Landratskandidatin reichte es auch nicht für einen Stellvertreterposten. Drei Mal kandidierte sie, drei Mal scheiterte sie.
Grüne fallen drei Mal durch
Die Nummer zwei hinter Frey heißt ab sofort Matthias Vilsmayer (Freie Wähler). Der Gilchinger, der ebenfalls Ambitionen auf den Landratsposten gehabt hatte, wurde mit großer Mehrheit zum Vize gewählt. Er erhielt in der geheimen Abstimmung 35 Stimmen und damit 27 außerhalb seiner eigenen Gruppierung. Neubauer war auf 24 gekommen. Die weiteren Stellvertreter wurden in offener Abstimmung per Handzeichen bestellt. Es sind die Gautinger Fernsehjournalistin Britta Hundesrügge (FDP) und Georg Scheitz (CSU), der das Amt bislang schon ausgeübt hat. Neu ist, dass es in dieser Legislaturperiode wegen der vielen Arbeit einen Vertreter mehr gibt – drei anstatt zwei. Zuvor hatten die Grünen fünf Ersatzleute vorgeschlagen, so dass jede Fraktion einen gestellt hätte. Aber dies wurde wegen einer unerwünschten „Inflation an Posten“ abgelehnt.
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