Die Wirklichkeit interpretieren
Gautinger Fotokünstler Michael Nguyen für den Tassilo-Kulturpreis nominiert
Der Gautinger Fotograf Michael Nguyen wurde für den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung nominiert. In 14 Gallerien zeigt der Künstler auf seiner Website Aufnahmen aus den Gemeinden des Landkreis Starnberg (nguyensminiaturen.de).
Viele von Michael Nguyens Bildern wurden während der Corona-Pandemie aufgenommen. Nguyen zeigt hier ein melancholisches Bild unserer Welt mit Covid19. Ein Schwerpunkt seiner aktuellen Arbeiten sind urbane Landschaften sowie urbane Räume. Urbane Räume können alle ein Leben zwischen Gebäuden bereichern. Sportanlagen, Parkplätze, Bushaltestellen, Kinderspielplätze, Bürgersteige, Fahrradständer, Vorplätze von Einkaufszentren und vieles mehr sind Orte, an denen Aktivitäten im Freien möglich sind und die Chance bieten, das soziale Leben in den Gemeinden wachsen zu lassen. Seit Covid19 liegt die soziale Interaktion in den Stadtlandschaften mit ihren Räumen brach. Nguyen vermittelt dies einfühlsam in seinen meist "menschenleeren Bildern". Mit viel Einfühlungsvermögen geht Nguyen auf die Motive seiner Stadtlandschaften ein. Er macht die Stadt, Stadtlandschaften und Architekturen sichtbar und dokumentiert sie. Mit seiner künstlerischen Dokumentarfotografie verweist er auf eine Realität, die wir alle kennen, interpretiert aber diese Realität mit seinen Bildern.
"Genauer hinschauen"
Michael Nguyen erklärt seine Arbeit "Augen aus Betonkörpern":
"Bei einem Spaziergang zum Starnberger See in Tutzing wanderten meine Augen durch die Landschaft, und mein Geist driftete in Gedankengänge ab. Ein interessantes neues Wohnhaus mit einem massiven Zaun davor fiel mir auf. Ich fragte mich: Ist das Leben in einer großen, schicken, modernen Wohnung wirklich anders als mein Leben in einem bescheidenen Nest am Gautinger Wald, wo ich durch meine Fenster immer weite Streifen von Bäumen sehen kann? Was würden die Menschen dort jeden Tag sehen? Natürlich sehen sie die Dinge durch ihre Augen. Die Augen wiederum sehen die Dinge durch die Fenster. Die Fenster werden zu den Augen. Wenn wir genauer hinschauen, wirklich genauer hinschauen, sehen wir, was andere in der Spiegelung der Welt IN ihren Augen sehen. Manchmal dunkler. Manchmal rosiger. Manchmal verdeckt durch eine Mauer, physisch oder mental. Schön. Verzerrt.“
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