Applaus für den Aufstand
Landrat erntet für Impfkonzept viel Unterstützung
Die Bürger sollen so schnell wie möglich die vor Corona schützende Spritze bekommen. Doch der Strategiewechsel der bayerischen Regierung, die das Massenimpfen in die Hände der Hausärzte legen und dafür die Impfzentren auflösen will, löst bei vielen die Befürchtung vor der totalen Überlastung der Praxen aus. Einer davon ist Landrat Stefan Frey (CSU). Er hat vor kurzem einen Brandbrief an Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitsminister Klaus Holetschek geschrieben, in dem er dafür plädiert, das Gros der Impfungen bei den Impfzentren zu belassen und die Hausärzte nur unterstützend einzubinden, um schneller voranzukommen.
Angesichts der schleppenden Impflage kochte das Thema auch im Kreistag hoch – mit viel Unterstützung für den Landrat. „Glückwunsch zur kleinen Revolte“, sagte Dr. Wolfgang Weber-Guskar (FDP). „Wir stehen voll hinter Ihrem Vorschlag.“ Der Tutzinger Kreisrat und Arzt findet es nicht sinnvoll, die ausgebauten Impfzentren wieder „lahmzulegen“ und hält die Einstellung der Regierung für „unrealistisch“, dass die Ärzte das quasi neben dem normalen Praxisbetrieb schon schaffen würden. Überhaupt müsse man erstmal die Beteiligung abfragen.
Schluss mit Bürokratie
145 Hausarztpraxen gibt es im Landkreis. Sie wären überlastet, wenn sie mehr als 500 Impfdosen täglich händeln müssten, sagte Frey. Kommt ab 1. Mai tatsächlich die große Flut, befürchtet er das völlige Erliegen eines geregelten Ablaufs. „Die Leute werden die Praxen stürmen, aufgeregte Gemüter den ganzen Tag die Telefone heißlaufen lassen und die kleinen Wartezimmer sich schnell füllen.“
Die gesetzlich vorgeschriebene Impfpriorisierung setze außerdem die Entscheidungsverantwortung der Hausärzte außer Kraft und stelle sie vor eine Gewissensfrage. „Dann muss der Arzt zu seinem 60-jährigen krebskranken Patienten sagen, dass er ihn nicht impfen darf, weil er nicht zur Gruppe der 80-Jährigen gehört.“ Zu befürchten sei ein massiver Vertrauensverlust. „Dieser Mann wird wahrscheinlich nicht Patient in der Praxis bleiben.“ Frey fordert von der Regierung, dass sie die Bürokratie herunterfährt und den Medizinern mehr Verantwortung zugesteht. „Sonst balgen sich die Leute um die Impfung wie um ein kleines Stück Brot.“ Ohnehin seien von den Hausärzten nicht mehr als 20 Impfungen am Tag zu schaffen, und das auch nur, wenn von acht Uhr morgens bis sieben Uhr abends durchgearbeitet würde.
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