5-Seend Wochenanzeiger Wir sind Ihr Wochenblatt für das Fünfseenland

Zukunft mit Fragezeichen

Die Pöckinger Pfarrkirche St. Ulrich wird zu selten genutzt

Pöcking hat zwei Pfarrkirchen. In der älteren, St. Ulrich, findet kaum mehr ein Gottesdienst statt. (Bild: Susanne Hauck)

Seit einiger Zeit gibt es immer wieder Gerede, dass die Pöckinger Pfarrkirche St. Ulrich verkauft werden soll. Zuletzt war die Zukunft des Gotteshauses Thema auf der Pöckinger Bürgerversammlung. Ein Anwohner hatte ganz konkret wissen wollen, wie es mit dem Gebäude weitergeht. Bürgermeister Rainer Schnitzler bestätigte die Gerüchte, erklärte aber, dass bis jetzt bei der Gemeinde seitens der Kirche keine offizielle Stellungnahme eingegangen sei. Die alte Kirche St. Ulrich, im Herzen Pöckings an der Hauptstraße gelegen, ist ein bauliches Wahrzeichen und spielt für das Dorf eine ortsbildprägende Rolle.
Ihre Grundlagen stammen aus dem 14. Jahrhundert, der heutige Bau aus dem 17. Jahrhundert. Für den Gottesdienst wird sie aber nur noch ein paarmal im Jahr genutzt, einmal im Monat, wenn es hoch kommt. Das kirchliche Leben spielt sich nur einen Steinwurf weiter entfernt ab – in Sichtnähe steht die 1957 neu erbaute Kirche St. Pius.

Der Unterhalt ist teuer

Die Kirchen haben eine Menge Probleme mit ihren Gotteshäusern. Die meisten Kirchengemeinden schrumpfen, vor allem in ländlichen Regionen. Immer mehr Bistümer und Landeskirchen sehen sich deshalb dazu gezwungen, ihre Kirchen zu schließen, oder sich eine neue Nutzung zu überlegen, Sie können sich die Gebäude nicht mehr leisten, denn der Unterhalt ist teuer und kostet eine Stange Geld. Wegen der seltenen Nutzung gibt es Ideen, St. Ulrich zu profanieren und vielleicht zu einem Kulturzentrum zu machen. Diese Überlegungen stehen aber ganz am Anfang. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung stellte Pfarrer Leander Mikschl von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Pöcking klar, dass von einem Verkauf - wie von vielen befürchtet - jedoch keine Rede sein könne. Allerdings würden Überlegungen zum künftigen Unterhalt und Erhalt des Gebäudes angestellt. Vorstellbar sei die Gründung eines Fördervereins oder eines Freundeskreises nach dem Vorbild der Possenhofener Fischerkapelle. Ein Verein könnte im Gegensatz zur Kirche Gebühren für die Nutzung – zum Beispiel für Hochzeiten und Feiern – erheben.

Das bedeutet Profanierung

Dass Kirchen mangels Geld und Gottesdienstbesuchern eine ganz neue, profane Nutzung erhalten, ist für viele ungewohnt, mittlerweile aber keine Seltenheit mehr. Es ist eine Entwicklung, die in ganz Deutschland stattfindet. Kirchen wurden zu Cafes, Wohnungen, Bürogebäuden und Kletterhallen umgebaut. Oder in Einzelfällen sogar als Moschee. Mag die Verwandlung in ein Partylokal in den quirligen Hauptstädten gesellschaftlich akzeptiert werden – auf dem Land erscheint das fraglich. Gut vorstellbar ist hingegen, dass ein von einem Verein getragenes Kulturprojekt im Dorf Unterstützung findet. Ähnliche Ideen gibt es in Herrsching. Dort soll die alte Nikolauskirche zu einem Kulturraum werden.
Profanierung heißt, dass eine Kirche ihre Weihe oder ihre Segnung verliert. Es gibt einen Abschiedsgottesdienst und alle Einrichtungsgegenstände werden entfernt und das Ewige Licht gelöscht, bevor das Gebäude einem profanen Gebrauch überlassen wird.

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt