Vier für Starnberg
Die Bürgermeisterkandidaten auf der Podiumsdiskussion der Stagenda
Starnberger Bürgermeisterkandidatenrunde, Teil zwei. Auf die Podiumsdiskussion vom Starnberger Merkur folgte letzte Woche die der STAgenda, einer Einrichtung, bei der sich Bürger für lokale Themen engagieren. Das Winter-Gastspiel schreckte die Zuhörer nicht ab: Die kleine Schlossberghalle war voll besetzt. Entgegen der Ankündigung war die Veranstaltung aber kein „lebhaftes Gespräch zwischen den Kandidaten mit erwünschtem Widerspruch“, sondern über weite Strecken das übliche Frage-Antwort-Spiel. Was soll auch anderes herauskommen, wenn sechs Moderatoren zu den Themenstellungen Verkehr, Wohnen, Soziales, Energie, Natur, Wirtschaft und Bauen ihre Kärtchen abarbeiten, bis der Alarm eines Weckers die nächste Runde einläutet. Eines muss hier mal gesagt werden: Es trägt nicht gerade zum neutralen Eindruck bei, wenn drei Bewerber gesiezt werden und eine Kandidatin freundschaftlich geduzt („Kerstin, was würdest du tun?“).
Starnberger Verhältnisse
Die „Starnberger Verhältnisse“, die von Moderator Peter Schiebel bei der Merkur-Veranstaltung geprägte Bezeichnung für den Dauerstreit im Stadtrat, sprach auch Barbara Pfaffinger vom Arbeitskreis Schule und Soziales an. „Wie empfinden Sie es in dieser Atmosphäre arbeiten zu müssen und was muss der Bürgermeister für ein besseres Klima tun?“ wollte sie von den beiden Mandatsträgern und den beiden kommunalpolitischen Neulingen wissen. Eine „katastrophale Außenwirkung“ diagnostizierte Marc Fiedler (FDP), der „mitleidige Blicke“ ernte, wenn er von seiner Kandidatur spreche. Die Stadträte müssten rechtzeitig mit Informationen versorgt werden und beide Seiten müssten aufeinander zugehen. Kerstin Täubner-Benicke (Grüne) machte die Einhaltung der Geschäftsordnung und familienfreundliche Sitzungszeiten zur Voraussetzung. Patrik Janik, der gemeinsame Kandidat von CSU, UWG, SPD und BLS, gab der Berichterstattung in der Presse eine Mitschuld gab und wollte sich auf wahrheitsgemäße Auskünfte der Verwaltung verlassen können. Natürlich passierten Fehler, sagte die für die BMS und WPS antretende Amtsinhaberin Eva John, bei denen es aber die Chance geben müsse, sie zu beheben, anstatt dafür „an die Wand gestellt“ zu werden. Teile des Stadtrats seien 2017 sehr vorwurfsvoll auf sie und die Verwaltung zugegangen. Sie bedauerte, dass die vorgeschlagene Mediation nicht-öffentlich abgelehnt wurde. Der Ton in den Sitzungen sei meistens respektvoll und sie sei dem Stadtrat nicht böse. Den Eindruck eines blockierten Stadtrats wies sie von sich.
Nachfragen zur Personalfluktuation
Pfaffinger hatte noch ein zweites „heikles Thema“, die „heftige Personalfluktuation im Rathaus“. Viele „führende Köpfe“ hätten die Stadt verlassen. Janik wollte über die Gründe nicht spekulieren, forderte aber von der Verwaltungsleitung, also dem Bürgermeister, dass man Widersprüche aushalten müsse. Täubner-Benicke und Fiedler setzten allgemein auf mehr Dialog. John erklärte das Bild einer entvölkerten Verwaltung für unzutreffend: „Wir haben eine leistungsfähige Verwaltung, in der top gearbeitet wird.“ Jeder müsse an seinem Arbeitsplatz glücklich sein. „Wenn sich jemand wegentwickeln will, muss man das begleiten.“
Bei den Sachthemen redeten die Kandidaten nicht um den heißen Brei herum. Für einen besseren öffentlichen Nahverkehr würde Fiedler einen Shuttlebus herumfahren lassen, der die Leute vom Parkhaus in die Geschäfte bringt, Täubner-Benicke die Busse mehr in die Wohnquartiere hinein fahren lassen und die Ortsteile von 5 bis 24 Uhr bedienen sowie alle Verkehrssysteme mit einer App vernetzen. Janik plädierte für kleinere Busse tagsüber und alternative Antriebe. John erhofft sich viel von der Ausschreibung im nächsten Jahr, zum Beispiel erneut eine deutliche Taktverbesserung.
Schorn, Schaffung von Wohnraum, Energiewende – das waren die weiteren Themen, die so ähnlich bereits in der Merkur-Podiumsdiskussion abgehandelt wurden.
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