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Viel mehr als Larifari

Sonderausstellung im Tutzinger Museum über Franz von Pocci

Dr. Michael und Barbara Köhle, Museumsleiter Marcus Grätz und Kulturbeauftragter Gernot Abendt (v.l.) eröffneten die Ausstellung im Tutzinger Ortsmuseum. (Bild: Hauck)

Eigentlich sind die Poccis fest am Ostufer des Starnberger Sees verankert, steht doch dort ihr Schloss. Aber die Blickrichtung stimmt schon mal, denn gegenüber liegt das Tutzinger Ortsmuseum, in dem die Sonderausstellung eröffnet wurde. Die Poccis habe es aber schon früher nach Tutzing gezogen, das verriet Kulturreferent Gernot Abendt. „Der Urenkel ist von Ammerland mit dem Traktor den ganzen Weg hierher gefahren, um beim Fußball mitzuspielen.“ Und Franz von Pocci habe als hochrangiger Beamter seinerzeit sogar dafür gesorgt, dass die Gemeinde eine Feuerwehr bekam.

Pocci: Das ist weit mehr als ein Münchner Straßenname und eine U-Bahn-Station. Der Beiname „Kasperl-Graf“ ist bei Franz von Pocci nicht mehr wegzudenken. Dabei ist er viel mehr als der Erfinder vom Larifari. Pocci gilt als einer der besten Karikaturisten des 19. Jahrhunderts. Auf eine Spurensuche begibt sich die Sonderausstellung „Franz von Pocci und der Humor“, die bis 19. Januar geöffnet ist. Übrigens ist es die 23. Sonderausstellung des kleinen Museums.

Deshalb blickte Dr. Michael Köhle, Vorsitzender der Pocci-Gesellschaft und zusammen mit seiner Frau Barbara Kurator der Ausstellung, fast schon neidvoll auf die Tutzinger Einrichtung. Er berichtete von seinen vergeblichen Versuchen, seit fast 20 Jahren etwas Museales am Ostufer auf die Beine zu stellen, wo außer Pocci auch Humorist Loriot und Comic-Zeichner Manfred Schmidt lebten.

Gefürchtete spitze Feder

Poccis spitze Feder war gefürchtet. Die Ausstellung beleuchtet nicht nur seine Vita, sondern zeigt viele seiner Karikaturen. Herrlich sind etwa seine treffsicheren Beobachtungen von ach so beschäftigten Beamten, die ihren Büroalltag mit Scheinaktivitäten verplempern, indem sie Zeitung lesen und allzu oft die Taschenuhr zu Rate ziehen, nur um hinterher jammern zu können, sie hätten viel zu viel zu tun. Zudem war Pocci Mitglied in der „Zwanglosen Gesellschaft“ und in der „Altanglia-Gesellschaft“ – Herrenclubs, die Damen den Zutritt verwehrten, damit sich die Mitglieder bei Zigarren und Bier ungestört versammeln konnten. Pocci machte sich ein Vergnügen daraus, viele seiner Genossen humorvoll zu porträtieren.

Sonderveranstaltung am 18. Oktober

Er wurde 1807 in München geboren, wo er 1876 auch starb. Er machte als Staatsbeamter Karriere, lebte aber immer seine zweite Seite als künstlerisches Multitalent und Satiriker, Zeichner und Autor von Marionettentheater-Stücken aus. Eine Sonderveranstaltung im Rahmen der Tutzinger Kulturnacht am 18. Oktober zeigt “Die Lebensgeschichte von Franz von Pocci“ in einer Puppentheater-Aufführung.

 

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