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Unvergessen: die Malerin Hannelore Jüterbock

Retrospektive im Berger Marstall

Hannelore Jüterbock in ihrer Malschürze. (Bild: Sabina Sciubba)

Die Nachricht von Hannelore Jüterbocks plötzlichem Tod war wie eine Schockwelle durch die hiesigen Künstlerkreise gegangen. Völlig überraschend war die 80-jährige Malerin am 13. Juni 2018 auf einer Schiffsfahrt nach Korsika zusammengebrochen. Mit einer Retrospektive würdigt Tochter Sabina Sciubba nun ihre Mutter im Berger Marstall. Vielleicht die letzte Gelegenheit, deren künstlerisches Schaffen noch einmal umfassend zu erleben.

Hannelore Jüterbock hinterließ nicht nur eine Vielzahl an Gemälden, sondern einen bleibenden Eindruck bei allen, die sie kennenlernten. Sie war streitbar, aber konnte andere begeistern und mitreißen. Die Berliner Malerin, die seit Ende der Siebziger in Allmannshausen lebte, traute sich was, und das nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch. Für ihre kühnen großformatigen Kunstwerke oder die Stele „Phoenix“, die im Starnberger See aufgestellt wurde, bekam sie viel Anerkennung. Für das kulturelle Leben am Ostufer war sie viele Jahre ein großer Motor. Sie war Mitbegründerin des Kulturvereins Berg und der Ateliertage Berg-Icking, ihr ist es auch zu verdanken, dass der Marstall kulturell nutzbar wurde. Jüterbock war eine der ersten Grünen und in den Neunzigerjahren Gemeinderätin in Berg. Unvergessen ist ihre Protestaktion gegen die Begradigung des Lüssbaches mit einem 30 Meter langen Mammutgemälde. Sie lebte in einem Bauernhaus am Ebrachweg und malte im Kuhstall. Mit zunehmenden Alter wurden der Künstlerin die Wintermonate in ihrem nur mit Holz beheizbaren Haus zu anstrengend, sie verbrachte seit Jahren die Winter in Südfrankreich, aber kam im Sommer wieder. Ihren beiden Kindern, die in Allmannshausen aufgewachsen sind, hat sie das künstlerische Gen vererbt. Sohn Christian Sciubba ist Flamenco-Gitarrist, Tochter Sabina ist Sängerin und lebt bei Florenz. Sie hat den großen Nachlass gesichtet und die besten Werke aus allen Lebensphasen ihrer Mutter zusammengestellt. Bereits am ersten Wochenende war die Resonanz groß, die Ausstellung ist noch vom 31. Mai bis 2. Juni geöffnet, jeweils von 14 bis 19 Uhr.

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