Tutzing will Gymnasium abgeben
Gemeinde verhandelt mit Landkreis
Wie geht es mit dem Gymnasium Tutzing weiter? Kann und will sich die Gemeinde die Schule noch leisten? Oder ist sie besser beim Landkreis Starnberg aufgehoben?
Derzeit laufen Überlegungen, dass die Trägerschaft von der Gemeinde auf den Landkreis übergehen soll. Noch ist nichts beschlossen, außer dass Bürgermeisterin Marlene Greinwald in Verhandlungen mit Landrat Karl Roth treten wird.
Veränderungen schüren Ängste, das ist auch hier zu beobachten. Einige Eltern befürchten, dass der Landkreis das Gymnasium verkleinern oder sogar ganz schließen wird. Weil das neue Gymnasium in Herrsching Schüler aus dem Einzugsgebiet Tutzing abzieht und neue Schulen erfahrungsgemäß guten Zulauf haben, was man an den neu gegründeten Gymnasien München-Nord oder Grünwald beobachten kann. Manche fragen sich auch, ob das begehrte Seegrundstück durch einen Eigentümerwechsel doch einmal an einen Investor fallen könnte.
Sanierungsstau
Andere Eltern finden, dass es mit der Schule so nicht mehr weitergehen kann. Es nervt sie der Stillstand und die überfälligen Sanierungen: Die Turnhalle steht bei Regen unter Wasser. Die Terrasse der historischen Kalle-Villa, wo einst traditionell die Fünftklässler empfangen wurden und die Abiturienten fürs Abschlussfoto posierten, ist seit vier Jahren gesperrt. Seit 2014 warnt ein rot-weißer Bauzaun vorm Betreten. Der Balkon muss gestützt werden. Der Putz bröckelt an allen Ecken und Enden. Auch der Südbau ist reif für die Renovierung.
Dass die Gemeinde Tutzing mit dem Gymnasium überfordert ist, ist ebenfalls immer wieder zu hören. Zwar muss sie den Unterhalt nicht komplett allein tragen, sondern bekommt Zuschüsse vom Landkreis. Aber die Einrichtung macht trotzdem jährlich einen Verlust von ein paar Hunderttausend Euro. Und es sind nicht nur die Kosten, sondern auch das Handling. Die Verwaltung ist personalintensiv. Ob die Gemeinde das stemmen kann ist fraglich, zumal sie in den nächsten Jahren mit der Sanierung der Hauptstraße und der Grund- und Mittelschule beschäftigt ist.
Gymnasien sind Landkreissache
Es scheint ein wenig aus der Zeit gefallen, dass eine so kleine Kommune wie Tutzing mit knapp 10.000 Einwohnern sich noch ein eigenes Gymnasium leistet, zumal ihre Finanzlage nicht die beste ist. Bis in die Siebziger Jahre war das nicht ungewöhnlich, aber nach und nach traten die Gemeinden die Trägerschaft an die Landkreise ab, weil der Unterhalt zu kostspielig war. Zumal laut Schulgesetz der Betrieb von Gymnasien Landkreissache ist. Im Gegensatz zu den Grund- und Mittelschulen, die zum Aufgabenbereich der Kommunen gehören. Im Landkreis Starnberg hat nur Gauting noch eine Trägerschaft für ein Gymnasium, aber auch Gauting möchte sie abgeben.
Wie die Verhandlungen ausgehen und unter welchen Bedingungen die Übertragung ablaufen könnte, weiß man noch nicht, aber eines steht schon fest: die Abgabe des Gymnasiums wird eine Zäsur sein in der Geschichte Tutzings. Fast 70 Jahre gehörte ihr die Schule, auf die man immer sehr stolz war. Die Tutzinger Gymnasiasten haben das wohl schönste Schulgelände in ganz Bayern, direkt am See. Anfang der Fünfziger Jahre wurde das Gymnasium in der Kalle-Villa gegründet, wo heute das Direktorat untergebracht ist. In den darauffolgenden Jahrzehnten folgten etliche Erweiterungsbauten für die rund 750 Schüler. Ein Alleinstellungsmerkmal der Schule ist der von den Schülern heiß geliebte Wirtschaftszweig. An Sprachen kann man Englisch, Latein, Französisch und Spanisch lernen.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH