So ein Theater
25 Jahre Jugendgruppe Kolpingbühne
Gleich als erstes geht es auf die Bühne. Dort haben Florian Habdank und Martin Brechtesbauer einige Theatertricks aufgebaut. Was aussieht wie ein lustig flackerndes Lagerfeuer mit züngelnden Flammen, sind in Wirklichkeit gelbe und rote Papierbänder, die von unten mit einem Lüfter angeblasen werden. Die beiden Männer, die für Licht und Ton zuständig sind, verraten auch den Kniff mit dem „magischen Schuh“, einem großen Stiefel, der scheinbar wie von selbst über den Boden gleitet. Des Rätsels Lösung ist ein in die Sohle eingebautes ferngesteuertes Auto.
Einmal sich in die Karten – oder in der Theatersprache: hinter die Kulissen – schauen lassen, das war der Wunsch des Jugendtheaters der Kolpingbühne Starnberg, das 25-jähriges Jubiläum feiert. Barbara Schwab war es, die 1992 die Jugendbühne aus dem Erwachsenentheater herauslöste. Die heute 43-Jährige, die mit Leib und Seele Theatermacherin ist, brachte viele Lieblingsstücke von Kindern erfolgreich zur Aufführung, wie „Jim Knopf“, „Ronja Räubertochter“ oder „Emil und die Detektive“. Waren damals nur acht Buben und drei Mädchen dabei, hat die Jugendbühne heute 32 Mitglieder.
Blick hinter die Kulissen
Sobald drei, vier Besucher beim „Tag der offenen Tür“ zusammen sind, beginnt eine kleine Führung durch die Abteilungen. Eines ist hinterher klar: das Jugendtheater hat ein begeistertes Ensemble und arbeitet für Amateure sehr professionell. In der Umkleide hängen die Kostüme namentlich beschriftet auf langen Garderobestangen. Alle Schauspieler haben ihre eigene Plastikbox im Regal stehen, damit sie ihre Requisiten jederzeit wiederfinden.
Mit vier Plätzen ist der Schminkraum gut ausgestattet. Jeder bekommt zunächst etwas teintfarbene Grundierung und braunen Lidschatten von Marina Götz und Monika Hiebl aufgelegt. „Damit die Haut schöner aussieht und die Augen mehr Ausdruck bekommen“, erläutern die Maskenbildnerinnen.
Latzhose von Lukas
Weiter geht es zum Kostümfundus, wo die Latzhose von Lukas, dem Lokomotivführer hängt und der blaue Taucheranzug mit dem dicken Bauch aus Füllwatte für den Kinderliebling „Sams“. Im Bühnenbau zeigt sich einmal mehr, wie professionell die Jugendbühne arbeitet, denn da steht der Zug aus „Emil und die Detektive“. Durch die aufgeschnittene Pappfassade blicken die Zuschauer in den Waggon und auf das hintere Zugfenster, an dem eine Landschaft vorbeigleitet, ganz als ob die Bahn fahren würde. Dafür muss an einer Rolle mit Bildern gedreht werden.
„Die Optik ist ganz wichtig“, erklärt Sandra Nuißl, die seit zehn Jahren dabei ist. „Also müssen wir über die Kulissen das Publikum in das Theaterstück hinein ziehen.“ Tausend Kilo steht auf der Langhantelstange, die der Gewichtheber in „Pippi Langstrumpf“ in die Höhe stemmt. Besucherin Sofia Klier lupft die Gewichte spielend hoch – kein Problem für die Neunjährige, denn die täuschend echt bemalten Kugeln sind aus Styropor.
Bühnenproben
Die Zuschauer dürfen auch bei einer Bühnenprobe mit dabei sein. Eine Szene aus „Sams“ wird einstudiert. Das Sams, gespielt von der 15-jährigen Kathi Hellmann, sitzt mit anderen Schülern im Klassenzimmer und legt sich mit dem Lehrer an. Immer wieder mal mischt sich Regieassistentin Verena Scheibengraber freundlich aber bestimmt ein, hilft bei Textungenauigkeiten oder rät einem Mädchen nicht zwischen den Bänken, sondern außenherum zu laufen. Das Sams macht seine Sache gut, muss aber in einer Szene mehr Krawall schlagen. „Stampf lauter mit den Füßen“, rät Scheibengraber. Die 20-Jährige hat, wie sie sagt, einen Riesenspaß, mit den Kindern zu arbeiten. „Man kann sagen, ich lebe für das Theater.“ Als Zehnjährige begann sie als Schauspielerin, jetzt ist sie die rechte Hand von Regisseurin Barbara Schwab. Wie viele andere Ensemblemitglieder – Aufnahmealter ab neun Jahren - ist sie dem Theater seit der Kindheit treu geblieben.
Dabei bleiben
Die Kontinuität, die ist Leiterin Barbara Schwab ganz wichtig. Gerade ist sie dabei, die Rollen für das nächste Stück „Cinderella und der grüne Schuh“ zu besetzen. Sie hofft, dass alle dabei bleiben. „Es ist schlecht, wenn die Rollen schon verteilt sind und die Eltern das Kind plötzlich nicht mehr mitmachen lassen, weil es für die Schule mehr lernen soll.“ In der „heißen Phase“ ab Weihnachten wird zwei bis dreimal die Woche geprobt. „Da muss man den Fußball mal ausfallen lassen.“ Aber dafür ist im Sommer nur einmal im Monat Probe. Nachwuchssorgen plagen die Jugendbühne nicht. So war der „Tag der offenen Tür“ auch nicht unbedingt dazu da, die Werbetrommel zu rühren. „Ich meinte noch, ob sie sich so viel Arbeit wirklich antun wollen“, erinnert sich Schwab lachend. „Aber die Kinder und Jugendlichen waren unbedingt dafür und wollten das Theater einmal zeigen.“
Aufführungstermine von „Cinderella und der grüne Schuh“: 3./4./9./10./11. März 2018.
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