Schule ohne Rassismus

2.868 Schulen in Deutschland gibt es, die sich als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ aktiv gegen Ausgrenzung, Gewalt und Diskriminierung engagieren. Und es werden immer mehr. Auch im Landkreis Starnberg. Dort sind es jetzt vier: Am längsten dabei ist die Montessori-Schule Biberkor (seit 2014), gefolgt von der Realschule Herrsching (seit 2015). Das Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching ist ein ganz frisch gebackener Titelträger. Am Gymnasium Starnberg fand die feierliche Preisverleihung 2017 statt. Lehrerin Kristina Krahne berichtet vom Zustandekommen der Aktion und ihrer Fortführung.

„Wir wollten uns den Titel regelrecht verdienen“, erzählt Krahne, die in Starnberg Englisch, Geschichte und Sozialkunde unterrichtet. Deshalb bot sie 2015 das erste P-Seminar an. Die Schüler beschäftigten sich auf verschiedenste Weise mit Ausgrenzung und Diskriminierung, sie setzten sich mit jugendlichen Flüchtlingen aus Berg zusammen und veranstalteten Zivilcourage-Workshops in den sechsten Klassen. Das Junior-P-Seminar im Fach Wirtschaft sammelte 500 Euro, die an den Asylhelferkreis in Berg und an die Kinderhilfeorganisation Terre des Hommes gingen. Und dann mussten es natürlich genügend Unterschriften sein, eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Titel. Gefordert ist, dass 70 Prozent der Schüler- und Lehrerschaft ihre Selbstverpflichtung erklären. Die Unterschriften seien nicht nur sehr schnell beisammen gewesen, sondern hätten mit 80 Prozent auch die geforderte Anzahl übertroffen, erinnert sich Krahne.

P-Seminare erarbeiten Aktionen

Die Jugendinitiative „Schule ohne Rassismus“ gibt es in Deutschland seit 1995. Entstanden ist sie angesichts des Erstarkens von Rechtsextremismus und Rechtspopulismus. Schüler wollen nicht tatenlos zusehen, wenn auf der Straße herabwürdigende Sprüche fallen und Mitschüler angepöbelt oder sogar körperlich angegangen werden. Diskriminierung hat vielfältige Gesichter: das können antisemitischen Sprüchen sein, der hämische Spott, wenn jemand nicht die richtigen Turnschuhe trägt, die Hänseleien wegen der dunklen Hautfarbe, die Ausgrenzung des neuen Schülers aus Syrien, der auf dem Schulhof alleine steht, die bösen Bemerkungen, die eine junge Muslima wegen ihres Kopftuchs erdulden muss. Menschlichkeit und Toleranz will die bundesweite Schülerinitiative dagegen setzen und sich für eine tolerantere Gesellschaft stark machen, zum Beispiel mit Thementagen, Spendenläufen, Ausstellungen.

Die ganze Schule steht dahinter

Um den Titel behalten zu können, muss sich die Schule kontinuierlich engagieren. Dass das kein Selbstläufer ist, diese Erfahrung hat auch das Gymnasium Starnberg machen müssen. Lehrerin Kristina Krahne ging letztes Schuljahr in Elternzeit und ist erst seit September wieder da. In der Zwischenzeit war ein Theaterstück gegen Rassismus lange geplant worden, dann aber doch nicht zustande gekommen. Erst jetzt im Herbst ging es weiter, als die Oberstufenschüler sich an einer Münchner Postkartenaktion gegen Alltagsrassismus beteiligten. Um die „Schule mit Courage “ dauerhaft zu etablieren, soll es nächstes Schuljahr wieder ein P-Seminar geben. Damit das Projekt nicht mit dem Engagement einzelner Personen steht und fällt, sollen feste Strukturen erarbeitet werden. Krahne kann sich vorstellen, dass das P-Seminar zusammen mit den Schülervertretern Arbeitsgemeinschaften gründet und überlegt, was für Projekte umgesetzt und wie möglichst viele Schüler miteingebunden werden können. „Wir werden versuchen, viel auf die Beine zu stellen.“ Direkt messbar sei der Erfolg vielleicht nicht, aber das Bewusstsein für die Botschaft habe sich geschärft, so die Lehrerin. „Die ganze Schule steht dahinter“, ist die Erfahrung, die sie gemacht hat.