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Ringen um günstige Wohnungen

Freie Wähler tragen Vorschläge zusammen

Unter Beschuss wegen Flächenfraß: Einfamilienhäuser. (Bild: Hauck)

Der Landkreis Starnberg ist ein teures Pflaster. Mieten mit 15 Euro und Grundstückspreise mit 1.000 Euro pro Quadratmeter sind keine Seltenheit. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Dagegen kann man etwas tun, finden die Freien Wähler Starnberg unter dem Vorsitz von Matthias Vilsmayer und luden zur Diskussion in den „Tutzinger Hof“.

Teure Stellplätze

Wenn es nur möglich wäre, an billige Grundstücke zu kommen, wie etwa durch Erbbaurecht mit Quadratmeterpreisen um 1 Euro. „Nur dann können geförderte kostengünstige Wohnungen gebaut werden“, erklärte Anna Neppel. Die Bürgermeisterin von Andechs ist stellvertretende Vorsitzende des Verbands Wohnen, der in den Landkreisgemeinden Sozialwohnungen mit Mieten um die 6,50 Euro baut. Die 2.400 Wohnungen des Verbands – bis 2020 kommen 249 dazu – sind nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“, genauso wie die 543 Wohnungen der Wohngenossenschaft Starnberger See, wie deren Vorstandsvorsitzender August Mehr sagte.

Was das Bauen außerdem verteure, seien die Stellplätze. Die Genossenschaft errichtet derzeit in der Himbselstraße in Starnberg 40 seniorengerechte Wohnungen. „Ein Viertel der Baukosten geht nur für die Tiefgarage drauf.“ Mehr und Neppel forderten, die Stellplatzsatzungen zu überdenken, denn ihre Mieter hätten oft kein Auto.

Weniger Einfamilienhäuser

Die Kommunen „auf dem richtigen Weg“ sah Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler. Seine Gemeinde setzt auf Einheimischenmodelle und vergibt Baurecht nur an Bauträger, wenn ein Teil für Sozialwohnungen verwendet wird. Im Laufe der Veranstaltung, die etwa 40 Leute besuchten, kamen viele Vorschläge zur Sprache. Baustopp von den vielen Einfamilienhäusern forderte ein Architekt aus Weßling. „Sie verursachen den meisten Flächenfraß, wir sollten lieber Mehrfamilienhäuser bauen.“ Probleme machen veraltete Bebauungspläne, die nur einstöckige Häuser zulassen, monierte ein anderer Bürger. Starre Steuergesetze, die für Landwirte keinen Anreiz bieten, Bauland zu verkaufen, sind für Bürgermeister Schnitzler ein Hemmschuh. Und die strengen Vorschriften bei der Vergabe von Sozialwohnungen. Er berichtete von einer schwangeren Frau, die nicht in eine freie Wohnung einziehen durfte, weil ihre Zwillinge noch nicht auf der Welt waren.

Weniger Ansprüche

Aber auch die Ansprüche der Menschen stehen auf dem Prüfstand. Für neue Wohnformen wie Wohngemeinschaften plädierte Tutzings neu gewählte Bürgermeisterin Marlene Greinwald. „Braucht eine vierköpfige Familie wirklich 180 Quadratmeter“, fragte Christine Hollacher, ehemalige Bürgermeisterin von Herrsching. „Reichen nicht auch 90 Quadratmeter und stattdessen wird noch eine Einliegerwohnung gebaut?“

Für August Mehr rentieren sich Wohngenossenschaften, auch wenn die ehrenamtliche Verwaltung viel Arbeit sei. „In München gibt es derzeit viele neue erfolgreiche Genossenschaften, die Leute schließen sich zusammen und es macht ihnen nichts aus, sich für zehn Jahre sehr zu engagieren.“

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