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Pioniere der Moderne

"Brücke trifft Blauen Reiter" im Buchheim-Museum

Ernst Ludwig Kirchner gehörte zur "Brücke". Seine "Frauen auf der Straße" (1914) sind figurativ. (Bild: Zeis-Loi /vom Stein, Medienzentrum Wuppertal )

Derzeit läuft die große Expressionisten-Schau im Buchheim-Museum in Bernried. Die „Brücke“ und der „Blaue Reiter“ waren die beiden tonangebenden Gruppen des deutschen Expressionismus. Nun treffen sie in einer großen Ausstellung mit 100 Gemälden aufeinander.

Beide Künstlergruppen gründeten sich Anfang des 20. Jahrhunderts. Die „Brücke“ kam aus Dresden, ihre bekanntesten Vertreter waren Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel, Max Pechstein und Emil Nolde. Der „Blaue Reiter“ kam aus München. Hier sind die berühmtesten Namen Wassily Kandinsky, Franz Marc, August Macke und Gabriele Münter. Beide kannten sich, schätzten sich, mochten sich manchmal auch nicht. Beide haben damals auch zusammen ausgestellt, einmal in Berlin und einmal in München. Beide waren modern, aber in verschiedener Weise. Die Kunstgeschichte sieht die „Brücke“ eher figurativ, den „Blauen Reiter“ eher abstrakt. Die Ausstellung im Buchheim-Museum widmet sich auch der Frage, ob diese Einordnung wirklich so stimmt. „Die Unterschiede bestehen weniger zwischen den Gruppen, als innerhalb des „Blauen Reiters“, meint Museumsleiter Daniel J. Schreiber dazu. Die „Brücke“ habe um einen gemeinsamen, figurativen Stil gerungen. Im „Blauen Reiter“ fänden sich dagegen unterschiedliche Ansätze. Nur Kandinsky habe die reine Abstraktion verfolgt. Die anderen stünden der „Brücke“ näher. Beiden Gruppen gemeinsam sei aber die expressionistische Grundhaltung: „Das Aufbegehren gegen Konventionen sowie der Drang, Formen und Farben aus der Abbildungsfunktion zu befreien und als Ausdrucksträger für Gefühle und Gedanken zu begreifen“, so Schreiber.

Es geht um eine Neusichtung aus heutiger Perspektive

In der zweiten Ausstellung des „Blauen Reiters” 1912 waren auch Werke der „Brücke“ mit dabei. Franz Marc und Wassily Kandinsky stritten heftig darüber. Kandinsky fand die „Brücke“ zu impressionistisch, erotisch und reißerisch. Marc lobte ihre Ausdrucksstärke und Lebensnähe. Die Ausstellung in Bernried will das Thema für eine neue Generation Kunstinteressierter erschließen und eine moderne Neusichtung der Expressionisten auf der Höhe unserer Zeit leisten (bis zum 13. November). Die Bilderschau konnte auf diesem hohen Niveau nur durch eine Kooperation des Buchheim-Museums mit den Kunstsammlungen Chemnitz und dem Wuppertaler Von der Heydt-Museum gelingen. Alle drei Partner haben Werke aus ihren umfangreichen Expressionistenbeständen beigesteuert. Prominente Leihgaben aus europäischen Museen und Privatsammlungen ergänzen die Präsentation.

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