Pferdesegnung nach altem Brauch
Fast 100 Tiere beim Stefaniritt in Mörlbach
Fast ausgestorben ist der Brauch des Stefaniritts, auch im Landkreis Starnberg. Im kleinen Mörlbach ist die Pferdesegnung aber noch höchst lebendig. Dort stiegen an einem klaren und sonnigen zweiten Weihnachtsfeiertag dutzendweise Reiter in den Sattel, um für ihre Tiere den kirchlichen Segen fürs neue Jahr zu erbitten. Allen voran ein Vorreiter mit dem hölzernen Kreuz, dahinter reihten sich rund 100 Pferde, die entweder geritten, vor Kutschen gespannt oder von ihren Besitzern geführt wurden. So wie der 34 Jahre alte Schimmel, der zu betagt war, um noch einen Reiter im Sattel zu tragen. Die heimischen Bauern erhielten Verstärkung von Reitställen, privaten Pferdehaltern und Züchtern aus der Umgebung.
Nach dem Gottesdienst in der kleinen Stefaniekirche aus dem 16. Jahrhundert nahmen Ross und Reiter um 10 Uhr in der frischen Morgenluft Aufstellung. Den Zuschauern, die die Dorfstraße links und rechts säumten, bot sich ein eindrucksvolles Bild. Die Mähnen der Tiere waren auf Hochglanz gebürstet und oftmals mit eingeflochtenen Blumen kunstvoll geschmückt. Wer aus der Landwirtschaft kam, erschien traditionell in Tracht. Besonders schön sah es aus, wenn die Frauen ihre stoffreichen Röcke bis weit über die Kruppe drapiert hatten. Neben gewaltigen Kaltblütern trippelten niedliche Shetlandponys. Bürgermeister Rupert Monn hatte in einer Kutsche Platz genommen. Dann umrundete der Zug getreu dem alten Brauch drei Mal den Ort. Von Pfarrer Albert Zott erhielten Mensch und Tier drei Mal den kirchlichen Segen mit Weihwasser und Weihrauch. Danach traf man sich zum geselligen Umtrunk in der Dorfmitte, wo heißer Punsch die kalten Hände wärmte.
Mit rund 100 Pferden ist die Teilnahme am Mörlbacher Stefaniritt erfreulich stabil geblieben. Auch in den Vorjahren kam man in etwa auf diese Zahl. Davor hatte es mit nur 70 Tieren einen Durchhänger gegeben.
Schutz für die Pferde
Der Heilige Stefan gilt als der erste christliche Märtyrer. Er wurde in Jerusalem gesteinigt. Neben dem Heiligen Leonhard ist er der Patron der Pferde. Der kirchliche Segen beim Stefaniritt soll die Tiere vor Krankheit und Unheil beschützen. Die Tradition der Pferdeumritte geht weit zurück. Weil Pferde als Nutztiere einen ungeheuren Wert darstellten, wollte man sie mit der Segnung unter ganz besonderen Schutz stellen.
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