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Hobby-Reporter mit Behinderung vertonen Stadtgeschichte

Die inklusiven Hörpfade waren eine Supersache, da sind sich alle einig.! Mediencoach Alexandra Kessler (Mitte) und die Beteiligten von der Lebenshilfe Starnberg, der Fachhochschule Benediktbeuern und der Stadt bei der Vorstellung der Audioguides. (Bild: Hauck)

Alina und Kenneth, Dominik und Kevin leben im Wohnheim Prinzenweg der Lebenshilfe Starnberg. Von ihrem Balkon aus haben sie einen wunderbaren Blick auf den See. Nun haben sie ihren Lieblingsort zusammen mit Studenten aus Benediktbeuern unter die Lupe genommen und dazu spannende kleine Reportagen zum Anhören aufgenommen. Diese „Hörpfade“ sollen aber kein professioneller Touristen-Audioguide sein. Wie Kursleiterin Dr. Alexandra Hessler erklärte, ist das Besondere daran, dass sie von Laien aufgenommen werden. „Sinn und Zweck ist, dass man sich mit seinem Heimatort beschäftigt“, sagt die Radiojournalistin bei der Vorstellung auf der Seepromenade. „Jeder kann das verwirklichen, was ihn interessiert, ob er sich mit einer Sehenswürdigkeit befasst, mit der Natur oder der Geschichte.“

Es sind die allerersten inklusiven Hörpfade

Sieben Audiofiles wurden in Kooperation mit der Volkshochschule Starnberger See schon letzten Herbst fertig, und nun sind weitere fünf dazugekommen. Sie sind bayernweit die ersten inklusiven Hörpfade, wie VHS-Leiterin Christine Loibl betonte. Im Rahmen des Inklusionsprojekts starteten die jungen Leute letzten Oktober in ihr Abenteuer, in dem sie Passanten und Fachleute interviewten, sich Fragen und Szenen ausdachten und hinterher im Studio lernten, wie der Beitrag zusammengeschnitten wird.

Etwas, das bleibt

Beim gemeinsamen Anhören der Audiofiles stehen allen Mitwirkenden ihre Erlebnisse wieder vor Augen. Wenn die alte Holztreppe der VHS schrecklich knarzt, der Verkehr tost oder der Kaffee aus der Maschine laut in die Tasse sprudelt, freut sich Dominik Koch noch einmal riesig über die Geräusche, die er mit dem Mikrofon aufgenommen hat, um den Hörern den Weg zu seinem „Lieblingscafé“ zu zeigen. Alina Klotz wollte herausfinden, ob das Wasser im See im Oktober noch warm genug zum Baden ist und interessierte sich besonders für den Riesendampfer am Steg, der ausnahmsweise noch mal fuhr. So bekam sie Gelegenheit, einige der Passagiere zu fragen, was sie sich für den Tag vorgenommen haben. Kenneth Gastager wiederum interessierte sich brennend für Naturkunde und ließ sich von einer Professorin die Frage beantworten, woher der Starnberger See sein Wasser eigentlich her bekommt: nur aus dem Grundwasser, so die überraschende Erkenntis, denn die Würm ist nur der Abfluss.

Der "Starnberger See-Rap"

Aber bevor es richtig losging, musste erstmal die Sprechtechnik mit dem Daumen im Mund geübt werden oder dass das Mikro eine „Ploppschutz“ genannte Schaumstoffhaube aufgesetzt bekommt, die die ungewollten Zischlaute schluckt. Kevin Starichas besondere Sprache verstehen eigentlich nur seine Mitbewohner aus dem Wohnheim. Das stellte Studentin Lisa Kleine-Kleffmann erst vor ein Problem, bis sie mitbekam, dass Kevin wahnsinnig gerne singt. In dem zusammen aufgenommenen Musikstück „Starnberger-See-Rap“ fanden sie die richtige Ausdrucksform für ihn.

„Es ist nicht nur eine einmalige Sache und schnell wieder vergessen“, hält Studentin Pia Sauter gerade dieses Inklusionsprojekt für besonders gelungen. „Denn es ist nachhaltig und alle können etwas davon haben.“

Mit dem Handy anhören

So kann beim Spazierengehen jedermann mit dem Handy die QR-Codes an den Stationen scannen und  die Hörbeiträge starten. Oder man kann sie auf der Seite der VHS Starnberger See oder online anhören (www.klingende-landkarte.de). Auf dieser interaktiven Landkarte sind auch die verschiedenen Stationen in Starnberg zu finden. Das Projekt wird vor Ort von der Stadt Starnberg und bayernweit vom Bayerischen Rundfunk sowie der Stiftung "Zuhören" unterstützt und soll fortgeführt werden.

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