Mehr als Namen
Feldafing ergänzt die Straßen mit Zusatzschildern
Kein Ort wie jeder andere ist Feldafing. Die Seegemeinde gilt seit jeher als Lieblingsdomizil der Von und Zus. Doch neben Thurn und Taxis und Industrieadel lebten auch viele Wohltäter hier, die sich um den Ort und seine Einwohner verdient gemacht haben. Namen wie Pfarrer Clos und Maria Firnhaber sind nicht mehr jedermann geläufig. Wer sie waren, ist vielfach vergessen, auch wenn Straßen so wie sie heißen. Das soll sich mit ergänzenden Untertafeln ändern, die alle 26 nach Personen benannten Straßenschilder in Kürze bekommen.
Im Frühling ist es soweit
„Daran werkelt die Gemeinde schon seit 20 Jahren, aber jetzt sind wir kurz vor der Fertigstellung“, sagt Archivarin Martina Graefe. Die Idee sei zum ersten Mal 1997 aufgekommen, als der Kaiserin-Elisabeth-Weg ein Unterschild bekam, aber dann wieder eingeschlafen. Ein weiterer Anlauf wurde unternommen, als der Compton-Platz in Bernheimer Platz umbenannt wurde. Wieder vergingen Jahre. Nun habe es Bürgermeister Sontheimer zur Chefsache erklärt. Graefe hat die Tafeln redaktionell entworfen und mehrmals dem Gemeinderat vorgelegt, bis alle zufrieden waren. Im Frühling dürfte die Montage soweit sein.
Historie der Straßenbeschilderung
Über die Historie der Straßenbeschilderung kann Graefe Spannendes erzählen. Früher gab es weder Straßennamen noch Hausnummern, die Häuser wurden einfach nach ihren Bewohnern benannt, zum Beispiel der „Bachkramer“. Die fortlaufende Nummerierung fing erst mit dem Hotel Kaiserin Elisabeth an, das die Nummer 41 bekam. 1903 wurden die ersten Straßennamen eingeführt, allerdings nur für die wichtigsten Verkehrswege. Die alten Hausnummern blieben einstweilen noch bestehen, was das Auffinden der Adressen nicht gerade erleichterte. Bahnhofstraße 65 lag direkt neben Bahnhofstraße 8. „Bei 300 Häusern kam der Postbote sicher ziemlich durcheinander“, meint Graefe.
Erst Ende der 1950er Jahre entschied sich die Gemeinde dazu, alle Straßen mit Namen und die Nummerierung nach heutigem Vorbild einzuführen. Von den 80 Straßen und Plätzen sind 26 nach Personen benannt. Viele waren Wohltäter mit großem Herzen, die etwas stifteten oder Gutes taten.
Wohltäter der Gemeinde
So ein Vorbild war zum Beispiel Pfarrer Eduard Clos (1827-1893), der in 25-jähriger Arbeit den Feldafinger Kalvarienberg erbaute. Die wohltätige Maria Firnhaber lebte im 19. Jahrhundert und engagierte sich zeit ihres Lebens für die Kirche, für die Armen im Dorf und für bedürftige Schulkinder. Die Neindorffstraße erinnert an Paul von Neindorff (1870-1944). Er hat den Bernheimerplatz verschönert, der anfangs nur eine Kiesgrube für den Villenbau an der Höhenbergsiedlung war. Otto Bernheimer (1877-1960) war ein hoch angesehener jüdischer Kunstsammler, der in den höchsten Kreisen verkehrte. Er stiftete den Brunnen für die 1926 eingeweihte kleine Parkanlage, der im Dritten Reich schnell mal in Comptonplatz (nach dem bergsteigenden englischen Maler und Wahl-Feldafinger Edward Compton, 1849-1921) umgetauft wurde.
Die Waldherrstraße geht auf einen hochherzigen Einheimischen zurück, der 1959 kinderlos starb und sein Grundstück der Gemeinde vermachte, mit der Auflage, dort sozialen Wohnungsbau zu fördern. Auch die Familie Thurn und Taxis zeichnete sich karitativ aus, hat Archivarin Martina Graefe herausgefunden. Wenn sie früher auf Schloss Garatshausen residierte, bekochte die Schlossküche das ganze Dorf.
Unterschilder erhalten folgende Straßen, Plätze und Wege: Aumillerstraße, Bernheimer-Platz, Compton-Weg, Dr.-Appelhans-Weg, Ernst-Henne-Weg, Eugen-Friedl-Straße, Firnhaberstraße, Franz-Eisele-Allee, Georg-Kraft-Weg, Graf-Arco-Straße, Hans-Albers-Weg, Jahnstraße, Johann-Biersack-Straße, Kaiserin-Elisabeth-Weg, Koempelstraße, Lennéstraße, Maffeistraße, Neindorffstraße, Pfarrer-Clos-Weg, Pschorrstraße, Rat-Jung-Straße, Ruffin-Allee, Thurn-und-Taxis-Straße, Trendelstraße, Waldherrstraße sowie Weylerstraße. Wer mehr nachlesen will, wird das Büchlein „Feldafinger Straßen und Bachläufe“ hilfreich finden, das vom Arbeitskreis Feldafinger Chronik herausgegeben wurde und zum Beispiel auf der Gemeinde erhältlich ist.
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