Mach mal Platz
Der neue Tutzinger Dampfersteg ist da
Es ist vollbracht: Tutzing hat einen neuen Dampfersteg. Ab sofort können hier zwei Schiffe halten und Passagiere haben die Wahl zwischen Nord- und Südrundfahrt. Möglich gemacht hat das eine Verlängerung der Anlegestelle.
Der neue Steg, der mit seinen über 50 Metern eine ganz andere Ausdehnung besitzt als der alte mit seinen 29 Metern, hat eine mehrere Jahre zurückreichende Vorgeschichte. Denn bei der Bayerischen Seenschifffahrt bestehen schon seit geraumer Zeit Überlegungen, das starre System der Rundfahrten aufzubrechen, die vor allem um die doch recht zeitraubende „Große Rundfahrt“ mit ihren dreieinhalb Stunden gestrickt sind.
Verkehrsknotenpunkt Tutzing
Tutzing ist als neuer Verkehrsknotenpunkt hinzugekommen und Starnberg ist nicht länger alleiniger Dreh- und Angelpunkt des Schiffsverkehrs. Die Ausflügler können nun genauso gut mit der S-Bahn nach Tutzing fahren und haben dort die Wahl, ob sie die nördliche Route nach Starnberg (Dauer eine Stunde) oder die südliche nach Seeshaupt (Dauer eineinhalb Stunden) nehmen wollen. Vom Bahnhof bis zur Anlegestelle ist es zu Fuß nur ein kleiner Spaziergang. Oder man kann von Starnberg aus zum Beispiel das Schnellschiff besteigen und in Tutzing umsteigen. Den seit 25. Juni geltenden neuen Fahrplan und seine Möglichkeiten zu studieren, ist zwar eine Wissenschaft für sich. Klar ist aber, dass sich mit dem Steg ganz neue Möglichkeiten für die Fahrgäste eröffnen.
Und für den Tutzinger Tagestourismus ebenfalls. Einzelhandel und Gastronomen erhoffen sich durch die durchs Zentrum flanierenden Zu- und Umsteiger mehr Zulauf, wenn sie in den Geschäften einkaufen und in den Lokalen einkehren.
Die Verlängerung des Stegs war wegen des bis zu acht Meter tiefen Wassers technisch eine Herausforderung, so dass eine Spezialfirma den Bau übernehmen musste. Die unliebsame Verzögerung der Inbetriebnahme – anstatt Ostern wurde es Ende Juni – ist in Zeiten von Corona eher Nebensache. Die diesjährige Saison ist schleppend angelaufen. Momentan schöpft die Bayerische Seenschifffahrt nicht ihre volle Beförderungsleistung aus, sprich sie lässt maximal zwei Drittel der Fahrgäste zu, um die Abstandsregeln einzuhalten. Und auch auf dem Außendeck ist das Tragen von Mundschutz vorgeschrieben. Davon ließen sich aber an den ersten Hochsommertagen die Passagiere nicht abschrecken, die Sonne und frische Luft in vollen Zügen genossen.
Eine große öffentliche Einweihung fiel wegen der Pandemie ins Wasser. Der Steg war fertig und wurde in ganz kleinem Rahmen von Bürgermeisterin Marlene Greinwald und einigen Gemeinderäten eröffnet.
Keine Direktverbindung zum Ostufer
Manche hatten im Vorfeld schon von einer Direktverbindung von Tutzing ans Ostufer geträumt. Schnell mal mit dem Schiff rüber auf die andere Seite, diese Hoffnung erfüllt sich mit dem neuen Fahrplan nicht, weil es die Nachfrage und die Fahrgastzahlen wohl nicht hergeben. Die Anlegestelle ziemlich direkt gegenüber in Ammerland gibt es sowieso nicht mehr – der Steg musste abgebaut werden, weil er auf privatem Grund lag und die Suche nach einem Ersatzstandort bis jetzt ohne Erfolg verlief. Am schnellsten ist man am Ostufer via Nordroute, etwa 35 Minuten nach Leoni. Nach Ambach dauert es über die Südroute etwa eine Stunde.
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