Lieber ein Museum als Einfamilienhäuser
Fernmeldeschule: 150 Feldafinger kamen zum Bürgerdialog
Wenn es um die Zukunft ihres Orts geht, interessiert das viele Feldafinger. So viele, dass die Sitzgelegenheiten im Bürgersaal des Rathauses bei weitem nicht für alle ausreichten, die beim Bürgerdialog zum Thema Kasernengelände dabei sein wollten. Immer mehr Bänke wurden hereingeschleppt. Bevor sich Planer und Architekten den Fragen der Anwesenden stellten, griff Bürgermeister Bernhard Sontheim zum Mikrofon, um noch einmal alle auf aktuellen Stand zu bringen. Mit der Feststellung des öffentlichen Bedarfs Feldafings konnte er gleich die „absolut positive Nachricht des Jahrhunderts“ bekanntgeben: „Das heißt, dass die Kommune dann das Erstzugriffsrecht hat.“ Er geht fest davon aus, dass der Kauf Ende 2020 erfolgen kann, wenn die Bundeswehr die Kaserne verlassen hat. Die Gemeinde will unbedingt selber zum Zuge kommen. Denn eine Studie habe ergeben, dass bis zum Jahr 2035 300 Wohnungen gebraucht werden, sagte Sontheim. Entwicklungsmöglichkeiten für den Ort seien aber nur auf dem ehemaligen Bundeswehr-Areal machbar. Und dieses Filetstück will Sontheim keinesfalls meistbietenden Investoren überlassen, „denn die ballern uns nur zu, weil die es nicht interessiert, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“
Zukunft der Sturmblockhäuser
Der aber soll auf dem 300.000 Quadratmeter großen Grundstück verwirklicht werden. Für markige Sätze wie „Wir können nicht den Wohnungsbedarf für den Münchner Speckgürtel lösen, sondern nur für die Feldafinger“ erntete der Bürgermeister großen Applaus. Etliche Bürger erkundigten sich nach gemeinschaftlichen Wohnformen wie Genossenschaftsbau – solchen Vorstellungen stehen die Planer ebenso aufgeschlossen gegenüber wie Seniorenwohnen mit Tagespflege. Keinesfalls sollen typische Einfamilienhäuser mit Zaun entstehen, sondern eine moderne Holzarchitektur „mit eigener Handschrift“. Erste konkrete Vorschläge gibt es auch, was das Schicksal der acht denkmalgeschützten Sturmblockhäuser aus dem Dritten Reich betrifft. In einem von ihnen wäre ein Museum mit Werken von Künstlern des realistischen Expressionismus möglich, die unter den Nazis als „entartete Kunst“ gebrandmarkt wurden, sagte Sontheim, außerdem wäre noch Platz für das Ortsarchiv. Während dieses Gebäude also möglichst originalgetreu erhalten bleiben könnte, bestehen für die restlichen sieben Umbaupläne zu Stadthäusern mit verschieden großen Wohnungen. Versprochen wird insgesamt eine landschaftsgerechte Lösung mit parkähnlichem Charakter. Auch beim Gewerbe sollen nur solche Betriebe zum Zuge kommen, die schon im Landkreis angesiedelt sind und keine Unternehmen „mit großen Schloten“. Im Gespräch ist auch ein Hotel. „Der Bedarf an Premium-Hotellerie wäre da“, sagte Sontheim. Weitere Anregungen aus dem Publikum: ein Jugendzentrum und Tennisplätze. Gesprochen wurde auch über die Verkehrserschließung mit einer Ringbuslinie. Natürlich sorgte auch der vielbeschworene Skywalk für Diskussionsstoff, einer Art Stelzenweg für Fußgänger vom See bis zur Siedlung. Ob dies über dem Golfplatz verwirklicht werden kann, ist noch sehr die Frage.
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