Liebe und Geborgenheit
Der Kinderschutzbund kämpft für die Rechte von Kindern
Es sind Situationen wie diese, die das Familienleben zur Zerreißprobe werden lassen: wieder ist Nachwuchs da, diesmal sind es Zwillinge. Das doppelte Glück bringt den Alltag gehörig durcheinander. Die Mama reibt sich auf zwischen all dem Babygeschrei, Stillen, Windelwechseln, den Nachtwachen und Kinderarztbesuchen. Weil sie keine Zeit mehr hat und öfter mal gereizt reagiert, fühlt sich auch das ältere Geschwister zurückgesetzt, verhält sich trotzig. Plötzlich ist alles nur noch schwierig. Besonders für die Mama, die am Ende ihrer Kraft ist, vor allem wegen der Sorge, das alles nicht mehr zu schaffen und den Kindern nicht gerecht zu werden.
Ehe Schlimmeres passiert, kann der Kinderschutzbund helfen, und zwar mit einer ehrenamtlichen Familienpatin. „Sie unterstützt die Familie dabei, langsam in die neue Situation hineinzuwachsen“, erklärt Martina Rusch, die pädagogische Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Starnberg. Eine Familienpatin kommt einmal die Woche für drei Stunden, um praktische Hilfe anzubieten. Gewöhnlich geht das über ein halbes Jahr. Bei dem oben genannten Fall würde sie zum Beispiel der bis zum Anschlag gestressten Mutter die Zwillinge abnehmen, damit diese sich intensiv dem älteren Kind widmen kann, im Haushalt klar Schiff machen oder ihr einfach mal Zeit zum Durchatmen geben, um sich für eine Stunde in die Badewanne zu legen. „Vor allem bringt die Familienpatin Ruhe ins Alltagsleben und hilft dabei, Situationen zu entschärfen, die am Kippen sind“, so Rusch weiter. Kontrolle müssten die Betroffenen nicht fürchten: „Wir sind keine Behörde, sondern bieten familiäre Unterstützung auf Augenhöhe an.“
Vorbeugen ist besser
Der Kinderschutzbund (DKSB), wie er neuerdings moderner heißt und das „Deutscher“ im Namen herauslässt, ist seit 1953 eine Anlaufstelle für Kinder und Familien, will sie unterstützen und entlasten, ehe sie in die Krise geraten. Der Kreisverband Starnberg konnte dieses Jahr sein 40-jähriges Gründungsjubiläum feiern. Ins Leben gerufen wurde er 1979 von Charlotte Müller-La Rosée, damals noch mit dem Ziel, vor allem den finanziell besonders benachteiligten sowie behinderten Kindern zu helfen. Aber schon bald stellte sich der DKSB viel breiter auf. „Heute ist er so etwas wie eine Lobby für alle Kinder“, erläutert Rusch. Seit 2011 hat der Kinderschutzbund mit seinem Familienzentrum in der Söckinger Straße 25 eine zentrale Anlaufstelle. Hier gibt es alle möglichen Angebote: Stillgruppen, Krabbelgruppen, Kurse, ein Café zum Kontakteknüpfen, Schülercoaching und sogar eine Trauerbegleitung für Kinder. Das wichtigste aber ist die Beratung. Ob Erziehungsprobleme, drohende Scheidung, Vernachlässigung, Gewalt, Mobbing oder Drogen: Viele Stunden sitzt die ausgebildete Psychologin Martina Rusch am Telefon, um kostenlose „Erste Hilfe“ in der Krise zu leisten und in einem zweiten Schritt die möglichen Hilfen auszuloten, die von Ärzten, Hebammen und Psychologen bis zu Beratungsstellen, zuständigen Behörden oder den Angeboten des Kinderschutzbunds reichen können.
"Zusammen schaffen wir das"
Die besondere Stärke des Verbands kommt aus dem freiwilligen Engagement. Ohne all seine Ehrenamtlichen aber könnte die Kinderschutzorganisation nur halb so viel zum Wohl der Kinder bewirken, denn als gemeinnütziger Verein sind die finanziellen Ressourcen knapp. So kümmert sich ein Team um die Starnberger Kinderärztin Dr. Gunhild Kilian-Kornell unentgeltlich um die Vorstandsarbeit. Und es sind die ehrenamtlichen Betreuerinnen, die den Familien unkompliziert unter die Arme greifen. „Eine erfahrene Oma, oder eine Studentin, die schon als Au Pair gearbeitet hat, kann nach einer Schulung meistens problemlos als Familienpatin beginnen“, so Rusch. Immer wieder bekommt sie ein positives Feedback – nicht nur von den Familien, sondern auch von den Paten: „Jemand das Gefühl zu geben, wir schaffen das, wir kriegen das zusammen hin, das ist eine sehr befriedigende Erfahrung".
DKSB sucht Familienpaten und Umgangsbegleiter
Rusch verschweigt nicht, dass der Kinderschutzbund händeringend nach weiteren ehrenamtlichen Unterstützern sucht. Besonders dringend gebraucht werden Betreuer mit sozialpädagogischer Ausbildung als Umgangsbegleiter bei besonders konfliktreichen Scheidungsfällen. „Die Kinder wissen, dass jemand dabei ist und darauf aufpasst, dass sie eine schöne Zeit mit der Mutter oder dem Vater haben“, erläutert die Psychologin diese Auflage, die das Jugendamt für das Treffen macht und normalerweise zehnmal so stattfindet, bis sich die Dinge wieder normalisiert haben.
Die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendliche verbessern, ihre Rechte stärken und ihre Familien fördern: für dieses Ziel setzt sich der Kinderschutzbund unermüdlich ein.
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