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Kunst erobert das Beccult

Die bunte Wand darf provozieren und gefallen

Feiern die neue Kunstwand am Beccult: Bürgermeister Rainer Schnitzler (von rechts), Künstler Adrian Till und Kulturreferent Albert Luppart. (Bild: Hauck)

Moderne Kunst erobert das Pöckinger Beccult: Der junge Künstler Adrian Till hat den erstmals veranstalteten Wettbewerb der Gemeinde für die Gestaltung der Betonwand beim Haus der Vereine gewonnen. „Ich find‘s toll“, sagte Bürgermeister Rainer Schnitzler anlässlich der Vernissage „Kunst am Bau“. „Es wertet das Beccult auf.“

 

Schnitzler rief den Anwesenden noch einmal die Geschichte dazu ins Gedächtnis. Kulturreferent Albert Luppart hatte sich über schon kurz nach Einweihung des Beccult entstandene wilde Schmierereien geärgert und auf Abhilfe gesonnen. Mit der Idee, die Wand in regelmäßigen Abständen immer wieder neu künstlerisch zu gestalten, rannte er offene Türen im Pöckinger Gemeinderat ein. Corona hat den Ablauf des Wettbewerbs zwar etwas verzögert, aber nun steht der erste Preisträger fest. „Adrian Till hat uns überzeugt.“ Und das Kunstwerk am Treppenaufgang beim Haus der Vereine ist auch schon fertig gestellt. Dass man es gleich von der Straße aus erspäht, findet der Bürgermeister richtig gut. „Da überlegt der Betrachter gleich, was ist denn da passiert.“ Die bunte Wand dürfe ruhig Anlass zu Gesprächsstoff sein. Schnitzler wünscht sich, dass sie möglichst vielen Pöckinger gefällt.

Regelmäßig was anderes

„Es waren sehr gute Arbeiten dabei“, sagte Kulturreferent und Zweiter Bürgermeister Albert Luppart zu der „guten Handvoll Bewerbungen“, die die Gemeinde erhalten hatte, auch Kinder hatten Arbeiten eingereicht. „Die Jury hat schwer diskutiert.“ Am Ende habe es ein Kopf-an-Kopf-Rennen gegeben zwischen zwei Arbeiten. Preisträger Adrian Till strahlte. „Ich freu mich riesig“, sagte der 25-Jährige, der ein Preisgeld von 1000 Euro erhält. Er habe sich unbedingt bewerben wollen, als er von der Ausschreibung hörte, denn „mein Steckenpferd ist die Fassadengestaltung“. Zum Glück sei er als Münchner noch regional genug gewesen, um die Bedingung des Wettbewerbs nach möglichst lokalen Teilnehmern zu erfüllen. Mit Pöcking verbindet den jungen Mann, der Kunst und Medien studiert hat, seit seiner seiner Kindheit sehr viel. Er sei oft zu Besuch gewesen, weil Freunde der Familie hier lebten, verriet der gebürtige Dachauer. Till arbeitet seit 2015 als freischaffender Künstler mit Schwerpunkt Kunst am Bau.

"Ein Treffpunkt"

Was das Kunstwerk darstellen soll, auch darüber wurde spekuliert. Ein Graffiti, so wie am Anfang des Projekts mal angedacht, ist es jedenfalls nicht geworden. Seine Frau habe eine liegende Gestalt darin erkannt, meinte etwa Bürgermeister Schnitzler. Das "freie Assoziieren" ist ganz im Sinne des Künstlers, der seinem Werk graphische Formen in organischer und geometrischer Ausführung zugrundelegt. „Etwas das zusammenfließt, zusammenkommt, sich trifft und energetisiert“, so beschreibt es Adrian Till. Kunst müsse nicht jedem gefallen. Wichtiger sei der Kommunikations-Effekt: „Ein Treffpunkt, ein Austausch, ein Ort, das Beccult.“ Entspannt sieht das Ganze auch Albert Luppart: „Kunst darf ruhig provozieren, und jeder darf sagen das ist schee oder greislich.“ Bis jetzt habe es nur positive Reaktionen gegeben, berichtete Bürgermeister Schnitzler. Auch Ehrenbürger Ralf Kirberg, der an die umstrittene Aufstellung einer Betonskulptur von Peter Lundberg vor zehn Jahren in Possenhofen erinnerte, war voll des Lobes: „Das Projekt ist eine hervorragende Idee.“ Eine Info-Tafel würdigt die bunte Kunst-Wand, die noch mindestens 2022 bleibt, ehe der nächste Wettbewerb stattfindet.

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