Kinderreporter unterwegs
Pöckinger Grundschüler auf den Spuren Sisis
Manchmal musste sich die neunjährige Lisa wundern, was die Leute für falsche Sachen über Kaiserin Elisabeth glaubten: „Dass Sisi und König Ludwig ein Paar waren und gemeinsam im Schloss wohnten“. Das war eine von vielen spannenden Erfahrungen, die die Kinderreporterin mit ihren jungen Kollegen bei den Live-Interviews machte und über die sie bei einem Pressegespräch berichtete.
Die neun Mädchen und ein Bub – Viert- und Drittklässler der Grundschule Pöcking, die den Kinderhort besuchen - hatten während der Herbstferien an einem Medienworkshop teilgenommen. Er fand in Zusammenarbeit mit dem Kaiserin Elisabeth Museumsverein statt. Vier Tage lang waren die Kinderreporter in Pöcking und Possenhofen mit Mikrofon und Aufnahmegerät unterwegs und befragten Bürger, was sie alles über Kaiserin Elisabeths Leben wissen. Die Aufnahmen sind die Basis für einen Kinder-Audio-Guide.
Wie man Leute anspricht und mit dem Mikrofon umgeht, brachte den Kinder Kristina Dumas bei. „Wichtig ist es, sich vorzustellen und offene Fragen zu stellen, auf die man nicht nur mit ja und nein antworten kann“, so die Tipps der erfahrenen Rundfunkjournalistin und Kinderbuchautorin. Bereits nach zwei Stunden Einführung in die Aufnahmetechnik ging es zu den ersten Live-Interviews ins Dorf.
Lampenfieber
„Wir waren anfangs schon ziemlich aufgeregt, denn wir kannten ja die Leute nicht“, meinte Lea. Die meisten wären freundlich gewesen, aber sie hätten auch respektieren müssen, dass manche keine Zeit zum Stehenbleiben hatten. Befragt wurden aber nicht nur Passanten auf der Straße, sondern auch prominente Interviewpartner. Am meisten Lob bekam Bürgermeister Rainer Schnitzler, den sie in seiner Amtsstube besuchten. „Weil das Interview mit ihm so flott ging, hat es mir am besten gefallen“, erklärte Verena. Rede und Antwort standen aber auch Fischer Erhard, der über den Fischfang anno dazumal erzählte oder Peter Fenkl, der 18 Jahre lang im Schloss Possenhofen wohnte.
Auch ein Besuch im Kaiserin Elisabeth Museum war angesagt. Hier begrüßte Rosemarie Mann-Stein die Jungreporter und erzählte ihnen alles über das Leben Sisis in ihrem geliebten „Possi“. Die Kinder bewunderten ihr originalgetreu, nachgeschneidertes schwarzes Kleid und lernten, dass Elisabeth eine tollkühne Reiterin war, „die am liebsten gegen Männer ritt“, wie Lisa noch wusste. Schockiert zeigten sich die Teilnehmer darüber, dass die Kaiserin nicht mit einem Messer erstochen wurde, sondern mit einer Feile.
Identifikation mit der Heimat
Für Projektleiterin Rosemarie Wenzl sind Aktionen wie der Medienworkshop der richtige Weg, Heimatgeschichte zu vermitteln: „Unser Ziel ist es, möglichst viele Kinder zur Beschäftigung mit der Kultur und Geschichte ihres Wohnorts anzuregen.“ Bereits mit dem „Sisi Mobil“, einem Medienkoffer mit Material über Kaiserin Elisabeth, habe der Museumsverein viel Erfolg gehabt. Viele Schulen im Landkreis hätten ihn für den Unterricht angefordert.
„Die Kinder entwickelten viel Selbstbewusstsein, indem sie sich trauten, fremde Leute anzusprechen“, lobte Erzieherin Claudia Schmidt vom Kinderhort Pöcking.
Die Ergebnisse der Befragung werden zunächst auf CD gespeichert, um damit den 180. Geburtstag Elisabeths am 24. Dezember 2017 vorzubereiten. In einem zweiten Schritt wird ein Kinder-Audioguide entwickelt, der in der nächsten Saison an den Start gehen soll. So könne man noch besser auf die jungen Besucher eingehen, wenn diese mit ihren Eltern das Museum besuchen, hofft Museumsleiterin Mann-Stein.
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