Gipfeltreffen der Prinzenpaare
Perchalla empfängt Majestäten aus ganz Oberbayern
Es dauert eine Weile, bis alle 32 Damen ihre ausladenden Röcke und ihre zugehörigen Prinzen auf der Treppe arrangiert haben, um sich dem Fotografen zu präsentieren. Die Tiaras in den sorgsam frisierten Haaren funkeln mit dem silbernen Lidschatten um die Wette. Die beliebteste Farbe unter den Roben steht schnell fest: es ist blau (acht Mal vertreten), gefolgt von lila (sechs Mal). Auch die männlichen Majestäten haben sich in Schale geworfen, tragen Glitzersmoking oder Fantasieuniformen mit Epauletten. Ganz hinten muss sich ein orientalischer Kalif aus Moosach aufstellen, weil sein gut halber Meter langer Straußenwedel am Turban sonst zu viele verdecken würde.
Das Treffen der oberbayerischen Faschingsprinzenpaare ist nicht nur Modenschau, sondern Kennenlernen, Wiedersehen und gegenseitige Huldigung. „Es findet zum ersten Mal bei uns in Starnberg statt“, sagt Andreas Denk, der Präsident der Narrengesellschaft Perchalla, die 40-jähriges Jubiläum feiert und die Veranstaltung deshalb ausrichten darf.
Reifrock und Hotpants
Zwei Stunden vorher sitzen die königlichen Hoheiten und ihr Gefolge noch etwas verschlafen an den Tischen in der geschmückten Schlossberghalle. Es ist 11 Uhr. Manche hatten eine weite Anreise, bis aus Traunstein sind sie gekommen. Für die einen gibt’s Kaffee zum Aufwachen, für die anderen Würschtl und Weißbier. Kaum einer aber schaut noch in sein Handy, als die Musik aufdreht und sich Prinzessin Samantha programmgemäß ihren Reifrock vom Leib reißt, um in Hotpants weiter zu tanzen. Dem Kinderprinzenpaar Timo und Chiara merkt man an, dass sie seit der Inthronisation schon öfter aufgetreten sind, sie haben ihre Schüchternheit verloren und vergessen sogar bei den schwierigsten Figuren nicht, strahlend ins Publikum zu lächeln.
Orden über Orden
Die Gäste defilieren anschließend der Reihe nach die Bühne hinauf, wo Samantha I. und Alexander I. schon warten. Die Pöckinger kommen in Zitrone und Dunkelblau, die Germeringer Prinzessin sticht mit kurzem Rock heraus. Das tun auch Hans und Regina von der Würmesia, denn als gute Fünfziger sind schon Königs- anstatt Prinzenklasse. Gegenseitig werden die Orden der Faschingsgesellschaften überreicht, dann verteilen die Damen noch Bussis und die Herren klopfen sich zur Verabschiedung auf den Rücken. Dann gibt’s für die Gäste noch einen Regenschirm.
„Ein Gastgeschenk muss sein, und die Perchalla hat einen Regenschirm rausgesucht“, erläutert Peter Steinberger, Präsident vom oberbayerischen Bund Deutscher Karneval (BDK). „Der ist praktisch und die Farbe weiß-blau ist auch gut.“ Mit der Anzahl der Gäste ist er zufrieden, auch wenn nicht alle kommen konnten, da manche einen bezahlten Auftritt absolvieren müssen. „37 Paare waren es letztes Jahr, 32 sind es heuer, das ist ein guter Schnitt.“
Viele Zylinder
„Auffallend viel Zylinder sind es dieses Jahr“, hat Alexander I. bei seinen königlichen Kollegen beobachtet. Auch er, der Perchalla-Prinz, hat einen. In blitzblau, genau wie seine Schuhe und die Brille. Farbe und Schnitt der Kostüme dürfen sie mitbestimmen, manchmal müssen sie sich aber auch nach einem Motto richten. „Die Prinzessin wusste gleich, was sie will, aber ich habe viel Zeit für mein Kostüm gebraucht“, gesteht Alexander. Auf dem Revers seiner Jacke und den Ärmelaufschlägen prunken kunstvolle Stickereien. Alles maßgeschneidert und nicht billig. Mehrere hundert Euro kosten schon die einfachen Ballroben, bei teuren Stoffen, aufwändigen Schnitten oder aufgestickten Perlen können es leicht 2.000 bis 3.000 Euro werden, weiß Ilona Denk, die Sprecherin der Perchalla. „Und das zahlt jeder selber.“ Der Fasching ist kurz, geht schon langsam in den Endspurt. Höhepunkte der Perchalla sind noch der Kinderfasching beim Eiszauber, der zweite Kinderball, Weiberfasching und Kehraus.
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