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Gemeinsam in einem Boot

Die Arche feiert 20-jähriges Bestehen

Resümee. Jürgen Salzhuber (li,) von der Arbeiterwohlfahrt und Holger Steckermaier, Geschäftsführer des Projektevereins, gratulieren der Leiterin der therapeutischen Tagesstätte und Wohngemeinschaft Petra Stellmach und ihrem Team zum 20. Geburtstag der Einrichtung. (Bild: Eisinger)

Der kleine Garten und das Haus der Arche waren gesteckt voll. „Eigentlich sollte es nur eine ganz kleine Feier werden,“ betont Holger Steckermaier, der sich über den großen Andrang zum 20-jährigen Bestehen der psychotherapeutischen Wohngemeinschaft und Tagesstätte an der Gautinger Straße gar nicht genug wundern kann. Steckermaier ist Geschäftsführer des Projektvereins für Jugend und Sozialarbeit, der zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt Träger der Einrichtung ist.

Die erste Einrichtung dieser Art

Die psychotherapeutische Wohngemeinschaft der Arche ist die älteste Einrichtung dieser Art im Landkreis und bietet jeweils sechs Bewohnern die Möglichkeit, ihr Leben trotz psychischer Erkrankung ein Stück weit wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Die Diagnosen der Bewohner sind verschieden, allen gemeinsam ist, dass sie langjährige und zum Teil höchst leidvolle Erfahrungen in der Psychiatrie hinter sich haben. In der Wohngemeinschaft finden sie Halt und Geborgenheit und lernen ihren Alltag zu strukturieren. Ziel ist es, die Bewohner so weit zu stabilisieren, dass sie selbstständig leben oder zumindest in eine eigene Wohnung mit ambulanter Betreuung umziehen können. Ein Ziel, dass leider nicht in allen Fällen erreicht wird. Verantwortlich dafür sind nicht immer nur medizinische Gründe. Für Menschen mit einer psychischen Vorerkrankung ist es meist schon unmöglich, überhaupt eine Wohnung zu finden, auch wenn die Finanzierung gesichert ist. Aus dieser Erfahrung heraus hat es sich die AWO inzwischen zur Aufgabe gemacht, selbst Wohnraum anzukaufen. Rund 1.000 Wohnungen werden inzwischen  für betreutes Wohnen genutzt. „Als uns das sanierungsbedürftige Haus an der Gautinger Straße zum Kauf angeboten wurde, wollten wir dort eigentlich eine Kinderkrippe einrichten. Der damalige Geschäftsführer der AWO kam dann auf die Idee das Haus für eine therapeutische Wohngemeinschaft zu nutzen.“

20 Jahre erfolgreiche therapeutische Arbeit

Im ersten und zweiten Stock teilen sich jeweils zwei Bewohner eine Wohnung. Darin hat jeder sein eigenes Zimmer. Nur Küche und Bad werden gemeinschaftlich genutzt. Die Sanierung samt Umbau kostete rund eine Million und konnte durch Zuschüsse der Stadt sowie durch eine erhebliche Summe aus der Stiftung Mensch getragen werden.

Ein halbes Jahr später kam im Erdgeschoss die Nutzung als Tagestätte hinzu und dann im Nachbarhaus noch die eigentliche geplante Kinderkrippe. Der laufende Betrieb der Arche wird finanziert durch die AWO, den Projekteverein und vor allem durch Zuschüsse des Bezirks Oberbayern und der Stadt Starnberg. In der Tagesstätte gibt es 15 Plätze. Aber da nicht alle Besucher jeden Tag kommen, können in der Summe bis zu dreißig Gäste die ambulante Einrichtung nutzen.

Die Tagesstätte ist Anlaufpunkt für Menschen, die unter einer psychischen Störung leiden und in der Gemeinschaf Verständnis und Sicherheit finden. Geleitet werden die Tagesstätte und die Wohngemeinschaft von einem Team fachlich geschulter und fest angestellter Betreuer und einer großen Zahl Ehrenamtlicher. Die therapeutische Betreuung der Bewohner und Besucher geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem sozial-psychiatrischen Dienst Starnberg und den jeweiligen Ärzten und Psychologen.

Genesungsbegleiterin ergänzt das Team

Seit Kurzem gehört auch Verena Gineiger zum festen Betreuerteam der Arche. Sie ist Genesungsbegleiterin. Diese Ausbildung ist noch ganz neu in Bayern und wird von der Inneren Mission München angeboten. Voraussetzung für die Teilnahme an dem Kurs sind persönliche Erfahrungen als Patient der Psychiatrie. Damit gehört Verena Gineiger zu denjenigen, die es geschafft haben und deren Gesundheitszustand als langfristig stabil eingeschätzt wird. Gerade weil Genesungsbegleiter auch Betroffene sind, bereichern sie das Expertenteam der Arche erheblich. Gleichzeitig gelten sie vielen Bewohnern als Hoffnungsträger und Ansporn, dass es möglich ist, mit der Krankheit zu leben.

Auch Gabi Mau bildet sich derzeit zur Genesungsbegleiterin aus. Unter sechzig Bewerbern hat sie es geschafft, einen von zwanzig Plätzen für den aktuellen Kurs zu ergattern. Sie war jahrelang selbst Besucherin der Starnberger Arche und kommt immer noch gerne.

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