Mit Brief und Siegel ist Feldafing jetzt Fairtrade-Gemeinde. Darauf sind stolz: Liza Dorn-Zachertz, Monika Proebst, Marion Steffens, Manfred Holz und Bürgermeister Bernhard Sontheim. (Bild: Hauck)
Mit Brief und Siegel ist Feldafing jetzt Fairtrade-Gemeinde. Darauf sind stolz: Liza Dorn-Zachertz, Monika Proebst, Marion Steffens, Manfred Holz und Bürgermeister Bernhard Sontheim. (Bild: Hauck)
Für Bernhard Sontheim ist es ein besonderer Tag. Seine Gemeinde Feldafing ist ganz vorn mit dabei: Als dritte Kommune im Landkreis hat sie die ersehnte Auszeichnung als Fairtrade-Kommune erhalten, nach Herrsching (2010) und Gauting (2012). „Ich freu mich sakrisch drüber“, so der Bürgermeister bei der Feierstunde im Rathaus.
So schnell es geht, will er an den Ortsschildern einen Hinweis auf das offizielle Siegel anbringen lassen. „Wir als reiche Gemeinde müssen uns engagieren“, betonte Sontheim die soziale Verantwortung. „Wir müssen es schaffen, dass Menschen anständig bezahlt werden und nicht nur Großkonzerne ihren Reibach machen.“ Denn faire Löhne in der Dritten Welt und bessere Lebensbedingungen würden auch die Migrationsströme versiegen lassen, zeigte sich der Bürgermeister überzeugt.
Er forderte die Bürger auf, Fairtrade-Produkte zu kaufen, Kaffee, Kekse und Schokolade, wie es sie zum Beispiel im Rathaus gibt. Vor allem sah er die Unterstützer des Volksbegehrens in der Pflicht: „Wenn jeder, der sein Kreuzerl für die Bienen gemacht hat, auch Bio- oder Fairtrade-Produkte kaufen würde, hätten wir viel geschafft.“ Denn in Feldafing haben das Volksbegehren 30 Prozent unterschrieben. „Jetzt muss man konsequent sein“, so Sontheims Mahnung in Richtung derjenigen, „die nur ein Kreuzerl machen und denken, alles ist gut“.
Dass sich die Gemeinde erfolgreich um die Auszeichnung beworben hat, liegt auch daran, dass es Sontheim von Anfang an zur Chefsache erklärt und mit vollem Einsatz unterstützt hat. Beim Fairtrade-Fest schwang der Hobbykoch selbst den Kochlöffel, um bei den Bürgern, aber auch bei Einzelhändlern, Hoteliers und Restaurants um Unterstützung zu werben. Denn für die Auszeichnung muss eine vorgegebene Anzahl von Betrieben Fairtrade-Produkte führen oder verwenden. Sontheim bedankte sich auch bei der Steuerungsgruppe, die die notwendige Überzeugungsarbeit für den Gedanken des fairen Handels geleistet hat: Monika Proebst, Liza Dorn-Zacherts, Jasmin Promberger und Marion Steffens. „Zum Schluss war ein Betrieb das Zünglein an der Waage, aber bei einem Besuch dort stellte sich heraus, dass er schon lange fair gehandelte Produkte führte“, so der Bürgermeister, für den der Fairtrade-Gedanke genauso bedeutet, den heimischen Bauern einen gerechten Milchpreis zu zahlen.
Als Ehrenbotschafter der Fairtrade-Kampagne überreichte Manfred Holz die Urkunde und würdigte das Engagement der Gemeinde. „Man kriegt den Titel nicht geschenkt“, sagte Holz. „Feldafing hat es mit Bravour geschafft.“ In einer kurzen Ansprache berichtete er davon, dass der Gedanke des fairen Handels mittlerweile in der Gesellschaft angekommen sei. Heute lebe mehr als die Hälfte der Bürger in einer Fairtrade-Kommune oder einem -Landkreis. Auch der Marktanteil wachse. Nach wie vor sei Kaffee das wichtigste Produkt, gefolgt von Bananen und Blumen. „Kaufen Sie Bio, fair, regional und saisonal, damit die, die den Tisch decken, auch selbst satt werden“, appellierte Holz an das Gewissen der Bürger.
Die Initialzündung zu der Bewerbung vor zwei Jahren hatte Christiane Lüst gegeben. Um die Bürger auf den Geschmack zu bringen, stellte die Fairtrade-Aktivistin aus Gauting die nagelneue Fünfseen-Schokolade vor. Sie soll die fairste Schokolade der Welt werden, wenn es nach dem Willen der Hersteller geht, dem deutsch-ghanaischen Startup „Fairafric“. Ihre Besonderheit ist, dass die Kakaobauern aus Ghana nicht nur fair bezahlt, sondern auch am Unternehmen beteiligt werden. Die Schokolade wird im Unterschied zu anderen auch in Ghana produziert und verpackt. „Schmeckt super“, war das Ergebnis einer ersten Verkostung der Anwesenden.