Fairplay beginnt schon vor dem Spiel
Fairtrade-Fußbälle: Gemeinde Pöcking kickt ohne Kinderarbeit
Fairplay wird auf dem Fußballfeld groß geschrieben, nicht aber in der Produktion der Fußbälle. Achtzig Prozent stammen aus Pakistan und werden zu Billiglöhnen in mühevoller Handarbeit und unter schlechten Arbeitsbedingungen in den Fabriken hergestellt. Weil damit so wenig zu verdienen ist, müssen schon die Kinder mithelfen, um die Familie zu ernähren. Davon berichtete Annika Weymann, die als Eine-Welt-Promoterin durch Oberbayern tourt.
Man kann etwas machen
Dass es mit der Würde und den Rechten von vielen Kindern in armen Ländern nicht weit her ist, wenn es um die Herstellung von Spielzeug, Fußbällen oder Textilien geht, wird oft ignoriert oder achselzuckend hingenommen. „Da kann man doch nichts machen“, ist die weitverbreitete Aussage vieler Menschen. Dass man sehr wohl etwas machen kann, zeigen einige Einrichtungen und Gemeinden im Landkreis, die bei der Beschaffung von einzelnen Produkten oder gleich als ganze Schule neue Wege gehen. So ist zum Beispiel in Pöcking Bürgermeister Rainer Schnitzler überzeugt, dass man an vielen Stellen die Weichen für eine gerechtere Welt stellen kann. Um Pöcking als Fair-Trade-Gemeinde auf den Weg zu bringen, wurde eine Steuerungsgruppe unter dem Vorsitz von Christiane Weber ins Leben gerufen.
Nur das Beste fürs Kind zu wollen, und dabei die Rechte von anderen Kindern buchstäblich mit Füßen zu treten, das gehe gar nicht, sagte Konrektor Olaf Beck von der Grundschule in Pöcking. Er musste nicht lange überlegen, als er das Angebot erhielt, als erste Schule im Landkreis eine Ausstattung mit Hallenfußbällen zum Testen im Sportunterricht zu übernehmen, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt wurden. Vor kurzem war es soweit. Klimaschutzmanagerin Josefine Anderer-Hirth übergab zwölf sogenannte Futsal-Bälle an Sabine Marggraf, Kerstin Hobratschk und Olaf Beck und ihre vierten Klasse. Wie sich die Bälle im Vergleich spielen lassen, soll ein kleiner Fragebogen ermitteln.
So geht’s nämlich auch: Die Fairtrade-Fußbälle der Marken „Talon“ oder „Bad-Boyz Ballfabrik“ stammen von kleinen Nähzentren in Pakistan, die in den Wohnorten der Produzenten liegen. So können die Frauen arbeiten gehen und sich gleichzeitig um ihre Familien kümmern. Sie erhalten überdurchschnittlichen Lohn, der für den Lebensunterhalt ausreicht und damit Kinderarbeit verhindert.
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