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"Essen gut, Pension billig"

Historische Ansichtskarten-Ausstellung im Museum Starnberger See

Grüße vom Starnberger See: Museumsdirektorin Sibylle Küttner (rechts), Iris Ziebart und Gernot Abendt eröffnen die Ansichtskarten-Ausstellung. (Bild: Hauck)

Ansichtskarten verraten viel aus der Geschichte. Zum Beispiel, dass man es damals mit der höflichen Anrede noch sehr genau nahm, denn viele Karten sind um die Jahrhundertwende an „hochwohlgeborene Fräulein“ adressiert. Die geographische Genauigkeit war dagegen nicht so wichtig, wie auf einigen Motiven zu sehen ist: so kreuzt das nostalgische Pärchen im Ruderboot mal vor Leoni, mal vor Ambach zu sehen. Hier war wohl ein trickreicher Retuscheur am Werk, der das Paar immer in einen anderen Hintergrund hineinkopierte. Und nicht rundherum zufrieden ist ein Urlauber mit seinem Aufenthalt 1902. Auf ein Bild von Percha, wo eine Bauersfrau die einsame Dorfstraße entlangwandert, hat er geschrieben: „Essen gut, Pension billig, Bier aber schlecht.“

Neuer Blick auf die Heimat

„Grüße vom Starnberger See“ heißt die Ausstellung mit Ansichtskarten aus zwei Jahrhunderten, die bis zum 8. April im Museum Starnberger See zu sehen ist. Eine Ansichtskartenausstellung, die pünktlich im Winter eröffnet? Ja, das macht Sinn, meint Museumsleiterin Sibylle Küttner. Denn der Schwerpunkt liege auf dem „Blick auf die Heimat“. So soll die Schau die Bürger einladen, ihren Heimatort anzuschauen, wie er anno dazumal war. Sie können viel Neues entdecken: „Das Besondere und Unbekannte zu zeigen war unser Kriterium“, so Küttner. Kaum einer wüsste beispielsweise noch etwas vom Kalvarienberg in Feldafing. Außerdem war es ein Anliegen, die Vielfältigkeit der Region zu zeigen und die Orte rund um die Seen mehr zusammenrücken zu lassen. Deshalb gibt es nicht nur Bilder von den bekannten Ferienorten wie Starnberg, sondern auch von Münsing oder St. Heinrich, die außerhalb der Landkreisgrenzen liegen. Und vom Ammersee, auch wenn es hier weniger Bilder vorhanden sind, weil sich der Tourismus später entwickelt hat.

SMS des 19. Jahrhunderts

„1880 bis 1920 war das Goldene Zeitalter der Postkarte“, sagte Gernot Abendt, wie Roland Gröber, Kioskbesitzer Werner Geschwendtner, die Fotografen Thomas Huttig und Richard Wörsching einer der privaten Leihgeber der Ausstellung. Viele Karten stammen dazu aus der Sammlung der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg. Die Postkarte sei so etwas wie die SMS des 19. Jahrhunderts gewesen, ergänzte Starnbergs Dritte Bürgermeisterin Iris Ziebart. "Sieben Mal am Tag wurde sie zugestellt."

Kurioses, Künstlerpostkarten und Kitschiges gibt es in der Ausstellung ebenso zu entdecken wie Bilder aus den jungen Fremdenverkehrsorten. Erstaunlich wie die neu gebaute Eisenbahn Dörfer wie Feldafing dominiert. Einmal quer durch zerschneidet die Trasse den Ort. Und manche einst bekannte Ausflugsziele gibt’s schon gar nicht mehr: wie die Schlossbrauerei Tutzing oder das Hotel und Restaurant Rottmannshöhe.

Auch sonst ist viel Interessantes über die Erfolgsgeschichte der Ansichtskarte zu erfahren, die das perfekte Mittel waren, um den Daheimgebliebenen ein Lebenszeichen zu senden oder von den Erlebnissen im Urlaub zu berichten. Beim Betrachten der Ausstellung wundern sich Besucher immer wieder, warum denn früher die „Schokoladenseite“ mit dem Motiv beschrieben wurde. Die Erklärung: In den Anfangsjahren der Ansichtskarte musste der Text in eine Ecke neben das Bild gequetscht werden, denn die Rückseite blieb allein der Adresse vorbehalten. Dies änderte sich erst 1905, als das Adressfeld mit einem Strich zweigeteilt wurde und die linke Seite Platz für Nachrichten ließ.

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