"Es geschah hier in Tutzing"
Albert Hackelsberger zum 80. Todestag

Albert Hackelsberger, von den Nazis verfolgter Tutzinger Schlossbesitzer. (Bild: Privatbesitz, EAT)
Einst war das Gemälde einer englischen Adeligen in Tutzing zuhause. Nun soll es wieder zurückkehren. Mit leisen Worten, aber einer großen Geste wandte sich Birgitta Maria Hackelsberger an Akademiedirektor Udo Hahn. Die Tochter des von den Nationalsozialisten verfolgten früheren Tutzinger Schlossbesitzers Albert Hackelsberger erklärte, das von Thomas Lawrence gemalte Bild aus dem Besitz ihrer Familie der Evangelischen Akademie vermachen zu wollen. „Damit es wieder seinen richtigen Platz erhält.“
Weck-Gläser
In einer anrührenden Andachtsstunde gedachten Familienangehörige und zahlreiche Gäste des 80. Todestags Hackelbergers am 25. September 1940. „Er wurde hier in Tutzing verhaftet, vor dem Tor, als er gerade eine Ausfahrt machen wollte“, berichtete Studienleiterin Ulrike Haerendel. Das war zwei Jahre vorher gewesen, am 21. September 1938. Damit war das Schicksal des vermögenden Unternehmers und einflussreichen Zentrumspolitikers mit Sitz im Reichstag trotz all seiner Privilegien besiegelt. Von der zweijährigen Haft mit Folter und pausenlosen Verhören geschwächt, starb Hackelsberger an einer zu spät behandelten Nierenentzündung – manche sprechen von einer medizinischen Hinrichtung. Zum Verhängnis waren dem gläubigen Katholiken der mutige Einsatz für den Aufbau einer Jesuitenschule im Schwarzwaldkloster St. Blasien geworden. Der führende Wirtschaftspolitiker mit Diplomatenpass war Nazi-Größen aber auch wegen seines Erfolgs ein Dorn im Auge. Schon lange war er von der Gestapo als „politisch unzuverlässig“ bespitzelt worden. Hermann Göring selbst soll die Immunitätsaufhebung beauftragt haben.
1936 gekauft
Als Dr. phil. und Dr. iur. doppelt promoviert, hatte es den aus der Nähe von Regensburg stammende Albert Hackelsberger als Offizier im Ersten Weltkrieg nach Baden verschlagen. Dort hatte er Helene von Eyck aus der Weck-Gläser-Dynastie geheiratet und die Einmachhilfen in der Zeit der Weimarer Republik zum Marktführer ausgebaut, als in den Hungerjahren die Vorratshaltung von Lebensmitteln immer wichtiger wurde. Lange Freude an seinem schönen Besitz in Tutzing Hackelsberger nicht vergönnt. Erst 1936 hatte er das Anwesen als Sommersitz gekauft. Ursprünglich war geplant gewesen, den Unternehmenssitz vom badischen Öflingen an einen zentraleren Standort in Bayern zu verlegen. Auch nach der Inhaftierung Hackelsbergers ließen die Nationalsozialisten die Familie nicht in Ruhe. Bedrängt von einer Steuernachforderung von zwei Millionen Reichsmark blieb seiner Witwe nichts anderes übrig, als den Besitz zu verkaufen. Die nächsten Besitzer waren bekanntlich die Oetker-Erben.
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