Eine zum Anbeißen bessere Welt
Pöcking bekennt sich zu fairem Handel und Kinder helfen dabei

"Alle in einem Boot" (von links): Heiko Scholz, Nicola Seipp, Margret Kaspar, Regina Rudolf, Fairtrade-Botschafter Manfred Holz, Günther Haidl, Bürgermeister Rainer Schnitzler, Luise Erhard, Christiane Weber und Dr. Dodo Liadé bei der Fairtrade-Feier im Beccult. (Bild: Hauck)
Kinder wollen der Gemeinde Pöcking Schützenhilfe leisten, wenn es darum geht, das frisch erworbene Fairtrade-Siegel zu behalten. Dafür planen sie, mehrere tausend Tafeln fair gehandelter Schokolade zu verkaufen.
„Die Gute Schokolade“ ist eine Initiative der Tutzinger Stiftung „Plant for the Planet“ zusammen mit einem nachhaltig eingestellten Schweizer Schokoladehersteller, der den Kakaobauern nicht nur einen gerechten Preis zahlt, sondern ihnen durch die Anpflanzung von Edelhölzern ein zweites wirtschaftliches Standbein schafft. Fast 12.000 Tafeln haben sie bestellt, für deren Einwickelpapier sie sogar selbst das Motiv malen durften, erzählen die Grundschüler Korbinian, Elena und Nils bei der Feierstunde im Pöckinger Beccult über ihr Projekt, das auf Anregung ihrer Lehrerin Manuela Pölsch entstanden ist. Die Süßwaren soll es im Edeka am Ort, in Hotels und Gastronomie zu kaufen geben. Obwohl die Schokolade erst im Herbst geliefert wird, ist das Interesse groß. „Tausend Tafeln sind schon reserviert“, berichten die Kinder stolz.
Grundschüler verkaufen Schokolade
Mit fair gehandelten Waren die Welt ein Stückchen besser machen, das ist die Idee hinter dem Fairtrade-Siegel, das die Gemeinde Pöcking letzte Woche erhalten hat. Die Auszeichnung gibt es aber nicht „einfach so“, sondern nur dann, wenn alle Bedingungen erfüllt sind. Dass im Rathaus und in der Sozialstation fairer Kaffee ausgeschenkt wird, ist dabei das Wenigste. Auch Einzelhandel und Gastronomie müssen im Boot sein, genauso wie Schulen oder Vereine. So sind Fairtrade-Produkte im Pöckinger Edeka, im Penny, im Gasthaus zur Post, im Ristorante Garibaldi, im Maisinger Georg Ludwig und im Forsthaus am See erhältlich.
Bürgermeister Rainer Schnitzler betonte die soziale Verantwortung und rief zu mehr Bewusstsein für fairen Konsum auf. „Alle kleinbäuerlichen Familienbetriebe und auch unsere heimischen Landwirte möchten von ihren Erzeugnissen leben können.“
Der komplette Gemeinderat sei hinter der Bewerbung gestanden, die Klimamanagerin Josefine Anderer-Hirth im Jahr 2017 bei einer Bürgermeister-Dienstbesprechung angestoßen habe. Besonders dankte Schnitzler der Steuerungsgruppe aus Ehrenamtlichen, die das Projekt bis zur Urkundenreife brachten: neben Koordinatorin Christiane Weber sind das Nikola Seipp, Margret Kaspar, Luise Erhard, Regina Rudolf, Britta Poggenseier, Heiko Scholz, Günther Haidl, Dr. Dodo Liadé und Schnitzler selbst.
Bevor Ehrenbotschafter Manfred Holz die Urkunde überreichte, hatte Heiko Scholz aus der Steuerungsgruppe das Wort. Er erinnerte daran, dass in Deutschland pro Kopf und Jahr acht Kilo Bananen gegessen werden, aber nur jede achte Frucht aus Handel kommt, der gerechte Preise zahlt. Trotz des sehr hohen Bekanntheitsgrads des Fairtrade-Siegels hinkt der Absatz nach: fairer Kaffee besitzt noch nicht mehr als fünf Prozent Marktanteil.
Sara Nuru soll kommen
„Nach dem Siegel ist vor dem Siegel“. Um die Fairtrade-Auszeichnung mehr als zwei Jahre behalten zu können, muss die Gemeinde weiter aktiv bleiben. Dazu möchte auch der afrikanische Politologe und Kochbuchautor Dr. Dodo Liadé aus der Steuerungsgruppe beitragen, der plant, das Model Sara Nuru für Veranstaltungen nach Pöcking zu holen. Die junge Frau, die als ehemalige Siegerin der Castingshow „Germany’s Next Top Model“ einem großen Publikum bekannt geworden ist, engagiert sich schon lange als Botschafterin für nachhaltiges Handeln.
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