Ein fast vergessener Monarch
Ludwig III: Sonderausstellung im Museum Starnberger See
Ludwig II. kennt jeder, Ludwig III. kaum einer. Dabei war er der letzte bayerische König. Eine Ausstellung im Museum Starnberger See begibt sich auf Spurensuche des fast vergessenen Monarchen. Man kennt ihn nur als alten Mann, denn als der Sohn des beliebten Prinzregenten Luitpold 1913 den Thron bestieg, war er schon 68 Jahre alt. Auch sollte er nur fünf Jahre regieren, bis die Revolution ihn 1918 stürzte.
Empörung löste anfangs seine Proklamation zum König aus, referierte Historiker Alfons Schweiggert anlässlich der Eröffnung vor rund 100 Zuhörern – zu denen auch royale Nachfahren wie Prinzessin Theresa, Prinz Christoph und Herzog Franz von Bayern zählten.
Denn Bayern hatte doch schon einen Monarchen: Otto III., auch wenn dieser geistig umnachtet und weggesperrt war. Der volkstümliche Ludwig schaffte es aber, eine funktionierende Regierung herzustellen. Auch wenn er als „glücklos“ galt, sind ihm doch Verdienste zuzuschreiben, denn er förderte Wissenschaft und Technik und wollte Bayern in die Moderne führen.
Millibauer und Topfenresl
In Starnberg unterstützte er Vereine wie den Bayerischen Yacht-Club oder das neugegründete Museum. Sein Lebensmittelpunkt war Schloss Leutstetten, wo der im Volksmund „Millibauer“ genannte König mit seiner Gemahlin, der „Topfenresl“ und zehn Kindern ein landwirtschaftliches Mustergut betrieb. „Im Herzen war er ein Landwirt“, sagte Schweiggert, der spekulierte, dass ihn sein Mangel an politischer Weitsicht wahrscheinlich den Thron kostete. Denn Ludwig III. setzte bis zuletzt auf einen „Siegfrieden“, im Gegensatz zu Kronprinz Rupprecht. „Wenn er zugunsten seines Sohns auf den Thron verzichtet hätte, hätte er die Monarchie vielleicht retten können“, meinte Schweiggert. So aber endete nicht nur das kurze bayerische Königreich nach 112, sondern auch die lange Macht der Wittelsbacher nach 738 Jahren. Enttäuscht über das Volk, das ihn „im Stich gelassen hatte“, starb Ludwig 1921 im Exil.
Ausgestopfter Wisent
Selbst Urbayern hätten wenig bis gar nichts von Ludwig III. gehört, zeigte sich Museumsleiterin Sibylle Küttner verwundert. Ihr Anliegen sei es gewesen, ihn nicht nur als Greis mit weißen Bart zu zeigen, sondern Jugendbildnisse zutage zu fördern. Auch wenn die Objektsuche sich insgesamt schwierig gestaltete, wie sie erklärte. "Da haben wir gar nichts", hätte das Bayerische Nationalmuseum zur Anfrage der Starnberger gesagt, aber dann doch einiges gefunden. Rund hundert Exponate sind in der Ausstellung zu sehen, zu den beeindruckendsten zählen die großen Gemälde, die Ludwig III. als Commodore des Bayerischen Yacht-Clubs oder als Mitglied des Georgiritter-Ordens in roter Gala-Uniform zeigen, dazu historische Fotos, Filme und Urkunden. Ein ausgestopfter Wisent legt ein bizarres Zeugnis von der Jagdleidenschaft des Königs ab.
Die Ausstellung im Museum Starnberger See ist bis 16. September zu sehen. Neben den Führungen jeden ersten und dritten Samstag im Monat um 15 Uhr gibt es ein sehr ausführliches Begleitprogramm mit Vorträgen und Exkursionen.
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