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Die Übernahme

Tutzing gibt Gymnasium an den Landkreis ab

Der Landkreis konnte der Übernahme des Gymnasiums Tutzings erst gar nichts abgewinnen, doch die Kreisräte nahmen ihn in die Pflicht. (Bild: Hauck)

Die Würfel sind gefallen: der Landkreis übernimmt das Gymnasium von der Gemeinde Tutzing. „Einen Meilenstein in der Historie“ nannte Landrat Karl Roth den einstimmig gefassten Beschluss im Kreisrat.

Noch vor einer Woche sah es gar nicht danach aus. Denn die Verwaltung hatte sich bis zuletzt vehement gegen eine Übernahme der Trägerschaft gestemmt und auf die personellen und finanziellen Folgen verwiesen. So wäre über kurz oder lang die Gründung eines eigenen Schulreferats unumgänglich, was im Landratsamt nicht mehr unterzubringen ist. Im Kreisausschuss war es zu einer sehr kontrovers geführten Diskussion gekommen. Praktisch über alle Fraktionen hinweg hatten die Ausschussmitglieder den Landkreis in der Pflicht gesehen und sich für die Übernahme des Gymnasiums stark gemacht. Schließlich musste Landrat Karl Roth klein beigeben.

Domino-Effekt mit weiteren Übernahmekandidaten?

Im Kreisrat am Montag war er schon wieder obenauf. „Es ist zwar eine Mammutaufgabe, die wir da stemmen müssen, aber Kopf hoch“, meinte er. So schnell wie möglich soll jemand eingestellt werden, der sich um die Übernahme kümmert. „Die jetzige Verwaltung kann’s nicht machen, weil wir im Haus bis zur Oberkante voll mit Arbeit sind.“ In den nächsten Monaten soll außerdem mit den anderen Trägern geklärt werden, ob es weitere Übernahmekandidaten (Starnberg, Gauting, Gilching) gibt. Außerdem will Roth das Tutzinger Schulhaus mit Hilfe eines Gutachters auf die Bausubstanz prüfen lassen. „Wenn ich ein gebrauchtes Auto kaufe, schaue ich auch unter die Motorhaube.“ Denn bekanntlich ist das Dach der Turnhalle undicht und es bestehen Mängel beim Brandschutz.

„In ganz Bayern sind die Schulen in Landkreis-Hand, nur im Landkreis Starnberg nicht“, nahm Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald noch einmal Stellung. „Eine kleine Gemeinde wie Tutzing ist damit überfordert.“ Dass die Schule marode sei, wies sie weit von sich.

"Pflichtaufgabe, keine Wohltat"

Das Gros der Kreisräte sah die Sache wie Sissy Fuchsenberger (SPD), die sagte: „Die Übernahme der Trägerschaft ist keine Wohltat, sondern eine Pflichtaufgabe des Landkreises.“ Die Entscheidung wirft die Frage der Kostenregelung neu auf. Zwar übernimmt der Landkreis 90 Prozent der Investitionskosten, zehn Prozent verbleiben aber bei den Kommunen. Gauting, Herrsching und Starnberg müssten sich in Zukunft über die Kreisumlage aber auch an der Finanzierung der Tutzinger Schule beteiligen, also quasi doppelt zahlen.

Die Gemeinde Tutzing hatte im November beschlossen, den Antrag auf Übernahme zu stellen. Es fehlt an Geld und Personal für den ordentlichen Schulbetrieb. Seit 1960 befand sich die Trägerschaft bei der Gemeinde Tutzing. Das war damals überall so, ist aber schon lange nicht mehr üblich, da genügt ein Blick in die Nachbarlandkreise. Nur in Starnberg blieb alles beim Alten, weil die Gemeinden ihr Mitspracherecht bei den Schulen behalten wollten. Ein böses Erwachen gab es 2017 für die Gemeinde Tutzing mit der maroden Turnhalle. Das brachte den Stein ins Rollen – und als bekannt wurde, dass das neue Gymnasium Herrsching von Anfang an unter das Dach des Landkreises schlüpfen soll.

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