Der Herzenswunsch heißt Skaterpark
Jugenliche reden bei der Bürgerversammlung mit
Anwesende: 400, Dauer: über vier Stunden, Anträge der Bürger: 25. Für die Starnberger Bürgerversammlung brauchte es Sitzfleisch, und dabei drückte viele Zuhörer der Schuh. Fast alle Anträge fanden großen Rückhalt im Saal - das heißt, dass sie im Stadtrat innerhalb von drei Monaten behandelt werden müssen.
Alle grünen Abstimmzettel gingen in die Höhe, als drei Jugendliche gleich als erstes nach vorn kommen durften, weil sie am nächsten Tag eine Probe in der Schule schrieben. Sie trugen ihren Herzenswunsch vor: einen neuen Skaterpark. „Die Anlage neben dem Seebad ist veraltet und zu klein“, sagten Julius Steiner, Tilman Scheidig und Yuri Kremer. "Es gibt zuwenig Sportmöglichkeiten in Starnberg und andere Anlagen sind zu weit weg und umständlich zu erreichen." Dabei wäre es ein Sport, den Sechsjährige ebenso wie junge Erwachsene ausüben würden. Sie boten auch gleich ihre Mithilfe beim Bau an. Damit rannten sie bei Bürgermeisterin Eva John offene Türen ein, da der alte Skaterpark ohnehin einem Parkdeck weichen muss.
25 Anträge
Ebenfalls große Unterstützung fand folgendes Potpourri an Anträgen: die Einrichtung wenigstens einer Inklusionsklasse in einer Grundschule, die Einführung einer Zweckentfremdungssatzung angesichts leer stehender Wohnungen, ein Bürgerentscheid zum Mobilfunkstandard 5G sowie der Verzicht auf die Neuausschreibung von hauptamtlichen Feuerwehrstellen, solange der Bedarfsplan nicht da ist. Mehrere Anträge beschäftigten sich mit Verkehrsthemen: wie dem Einsatz kleinerer Linienbusse, einer kostenlose „Brötchentaste“ beim Kurzzeitparken, der Reduzierung der oberirdischen Fahrspuren nach Fertigstellung des Tunnels und eine Entlastung der Jahnstraße. Florian Feuerlein forderte den Anschluss des Gewerbegebiets Schorn über eine Autobahnabfahrt oder die Milchstraße, um die kleinen Ortschaften wie Percha oder Wangen vom Schwerlastverkehr freizuhalten. Redebedarf gab’s auch bei den Starnberger Dauerthemen wie Tunnel und Seeanbindung: Markus Lehmann-Horn führte viele Argumente ins Feld, um den Abluftkamin wegen sinkender Autoschadstoffe für überflüssig zu erklären und Andreas Chowanetz konnte sich knapp mit seinem Antrag durchsetzen, die Aktivitäten des Stadtrats in punkto Tunnelgegner auf der städtischen Homepage zu veröffentlichen. Der Verein „Schöner zum See“ befürchtet, dass das geplante Abstellgleis beim Undosa die Sichtachse zum See versperrt. Und enttäuschte Bauwerber beim Einheimischenmodell Wiesengrund meldeten sich zu Wort.
Buhs für einen Redner
Ein alter Bekannter in der Bürgerversammlung ist Peter Hauk, der gern und ausführlich ans Mikrofon tritt und damit schon manches Mal den Geduldsfaden der Zuhörer überstrapaziert hat. Aber nicht bei seinem ersten Antrag, bei dem er anmahnte, die Stadtratssitzungen endlich live im Internet zu übertragen. Das sah die große Mehrheit im Saal wie er. Als er allerdings der Bürgermeisterin zu Unrecht vorwarf, die neue Satzung zur Bürgerversammlung nicht auf der Homepage veröffentlicht zu haben und aus der Veranstaltung eine „One-Woman-Show“ zu machen und "das Publikum zu sedieren“, gab es Buhs und Protestpfiffe.
Zuvor hatte John ihren Rechenschaftsbericht über Zahlen und Projekte abgelegt und auch unangehme Themen wie den Streit der Bahn nicht unter den Tisch fallen lassen. Erfreulich: Die Schulden sind auf dem niedrigsten Stand seit 1992. Das neue Seebad haben seit der Wiedereröffnung im Juli 2018 140.000 Bade-, 48.000 Sauna- und 43.000 Freibadgäste besucht.
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