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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
Besuch im Paradies
Sinnliche Nachlese zum Tag des offenen Gartentors im Landkreis
Gartenlust wird schnell zur Sucht. Hat man erst einmal damit angefangen, sich für die blühenden Landschaften im eigenen Garten zu begeistern, ist man schnell infiziert und das Schicksal nimmt unweigerlich seinen Lauf. Ehrgeizig wird die einschlägige Fachliteratur gewälzt und auf der Suche nach Selbstoptimierung jedwede Gartenzeitschrift durchgeblättert, in der man bildreich vor Augen geführt bekommt, wie auf ein paar Quadratmetern Grünfläche ein kleines Paradies entsteht. Zugegeben, die dort gezeigten Grünparadiese weisen meist deutlich mehr als ein paar Quadratmeter auf und lassen einen auch sonst oft mit den eigenen Möglichkeiten hadern, nicht zuletzt an der Farbintensität des persönlichen, vielbeschworenen grünen Daumens.
Fünf Gärten zum Staunen und Lernen
Aber eine Sucht bleibt eben eine Sucht und so nutzen infizierte Hobbygärtner gerne jede Gelegenheit zur Inspiration. Eine Reise ins Land des „Gardening“ schlechthin, nach Großbritannien, das für seine prachtvollen Parks und Gärten weltberühmt ist, gilt unter Gartlern geradezu als Pflichtübung. Doch nicht immer muss man gleich eine weite Reise unternehmen, um in exklusiven Blütenträumen schwelgen zu dürfen. Manchmal reicht dafür schon ein „Tag der offenen Gartentür“, wie er Ende Juni im Landkreis Starnberg stattfand. Zu diesem Anlass luden fünf Gartenbesitzer aus dem Fünfseenland zu einer Besichtigungstour durch den eigenen Garten ein und zeigten ihren neugierigen Besuchern, was im wahrsten Sinne des Wortes „ne Harke“ ist.
War es Zufall, oder hatte hier Flora die Hand im Spiel: nicht nur die Gärten, sondern auch das Wetter zeigte sich in guter englischer Tradition, sprich es regnete zeitweise in Strömen und das obwohl zuvor wochenlang bestes Sommerwetter herrschte. Aber für Inselbewohner wie für Gartenfreunde gibt es bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung und so erschienen die Besucher ebenso zahlreich wie unverdrossen mir Schirm, Charme und Gummistiefeln, um sich an dem Einfallsreichtum der fünf sehr unterschiedlichen Mustergärten zu erfreuen.
Blühende Landschaften
Einen Paradiesgarten hat sich Susan Buschke auf ihrem Grundstück auf der Maxhöhe in Berg geschaffen. Ihr Konzept lautet klar Abwechslung, was auch daran liegen mag, dass sie zu ihrem ursprünglichen Grundstück nach und nach weitere hinzukaufen und damit immer wieder neue Räume erschließen konnte. Inzwischen erstreckt sich ihr Garten über einige Höhenmeter und mehrere Tausend Quadratmeter, zumal wenn man das parkartige Areal der Villa Gura, das seit einiger Zeit ebenfalls unter ihrer landschaftsgestalterischen Herrschaft steht, auch noch hinzurechnet. Alleine zu bewältigen ist dieses Gelände schon lange nicht mehr. Zwei Gärtner helfen Susan Buschke bei der Pflege und Hege des Rasens und des Pflanzenmeers. In Buschkes Garten wandelt man durch Landschaftsräume, die stets auf verschiedenen Themen anspielen. Hier ein großes Goldfischbecken mit prächtigen Inseln von Seerosen - Monet lässt grüßen -, dort ein Schwimmteich eingebettet in englischen Rasen und umgeben von üppigen Staudenbeeten, Auch ein kleines Japangärtchen fehlt nicht. Dazwischen immer wieder Wege, Nischen, Sitzplätze und thematisch passende Skulpturen. Doch fast schon spektakulär zu nennen ist das alpenländisch anmutende Ensemble aus Bauernhäusern und Scheunen, das wie ein kleines Dorf im Gartenreich auf der Kuppe des Hanggrundstücks thront und nicht nur über einen eingezäunten Gemüsegarten, sondern über einen richtigen Gebirgsbach verfügt, der kaskadenartig und mit passender Uferbepflanzung geruhsam bergab plätschert.
Bäuerliche Pracht
Dagegen wirkt der typische Bauerngarten von Elisabeth und Bastian Wastian in Weßling Hochstadt beinahe winzig. „Ich hätte mich nie getraut mich für den Tag des offenen Gartentors zu bewerben,“ sagt Wastian. „Dafür ist unser Garten doch viel zu klein. Aber Herr Ehrhard vom Landratsamt hat gesagt, es muss sein.“ Unbedingt, kann man da nur beipflichten, denn was Blütenpracht, Artenvielfalt und vor allem individueller Charme betrifft, steht der traditionelle bayerische Nutz und Ziergarten der Wastians seinen großen Konkurrenten in nichts nach. Erst recht gilt dies für die Sachkenntnis und den Fleiß, mit dem das schon etwas ältere Ehepaar sich der mühseligen Gartenarbeit widmet. Umrahmt von Levkojen und Rittersporn, Schönmalven und Stockrosen, Margeriten und Sonnenhütchen, gedeihen dort nämlich auch Kohlrabi und Salat, Bohnen und Tomaten und nicht zuletzt alle Arten von Spalierobst, was es alles regelmäßig zu säen, zu ernten, und zu verarbeiten gilt. Aber die Liebe der Wastians beschränkt sich nicht allein auf althergebrachte bayerische Gartenzier. Sie besitzen auch eine umfassende Kakteensammlung und rings um die Terrasse haben sie sich mit prachtvollen Ramblerrosen und zierlichen Blattpflanzen auch ein kleines Stück englisches Gartenflair vor das Haus geholt.
Japan Flair
Eine große Liebe zur fernöstliche Gartenkunst wiederum kennzeichnet den Garten von Gudrun und Lüder Paysen in Berg, die etliche Jahre ihres Lebens in Japan verbracht haben. An einem künstlich angelegten sprudelnden Bachlauf wachsen Bambus, Azaleen, Rhododendren und diverse exotische Pflanzen , daneben steht ein originales japanisches Teehaus unter dem riesigen Schatten einer Kiefer und an der anderen Ecke des Gartens hat Gudrun Paysen vor Kurzem noch einen japanischen Trockengarten angelegt, der Ruhe und Entschleunigung ins Leben bringen soll. An kontemplativer Beschaulichkeit wird es dem Ehepaar nach getaner Gartenarbeit jedenfalls nicht fehlen, denn alle diese Oasen japanische Gartenkunst, können sie von der Terrasse aus über die weite Rasenfläche hinweg tagtäglich mit allen Sinnen genießen.
Moderne Nutzgärten
Dass vollkommenes Gartenglück nicht nur Eigenheimbesitzern, sondern auch in einem Haus mit mehreren Parteien möglich ist, beweisen die Familien Ufer-Süskind in Starnberg, die ihren naturnahen Garten nicht nur gemeinsam zum Ausspannen und Spielen für die Kinder nutzen, sondern jeder für sich auch zum Anbau von Gemüse, Obst und Kräuter. Wer vor seiner eigenen Haustür diese Möglichkeit nicht hat, kann es machen wie die Solidargemeinschaft Starnberger Land auf den Sonnenäckern in Weßling Oberpfaffenhofen. Hier können sich ernährungsbewusste Familien ein Stück Gartenland für eine Saison pachten und ebenfalls ihr Gemüse selbst anzubauen.
Ausgewählt wurden die fünf Gärten wie immer von Jürgen Ehrhardt, der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landratsamt und für die Organisation des Tages der offenen Gartentür verantwortlich ist. Wer selbst einmal seinen Garten vorstellen oder einen besonders sehenswerten Garten vorschlagen möchte, kann sich unter Telefon 08151/148372 bereits für den nächsten Gartentag bewerben, der dann bereits zum 20. Mal stattfinden wird.
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