5-Seend Wochenanzeiger Wir sind Ihr Wochenblatt für das Fünfseenland

Beim Tunnel an die Radler denken

Fahrrad-Demonstration auf der Münchner Straße

Mit E-Bikes, Rennrädern, Lastenrädern und City-Bikes sind die Teilnehmer zur Demo nach Starnberg gekommen. (Bild: pst)

Für einige Minuten gehörte die stark befahrene Münchner Straße in Starnberg den Radlern. Begleitet von Polizisten auf Motorrädern fuhr eine Karawane bestehend aus rund 60 Fahrrädern vom Kirchplatz Richtung Autobahn. Die Autos mussten während der Fahrraddemo warten – auch die Fahrzeuge, die von der Autobahn in die Stadt fahren wollten. Auf Höhe Landratsamt wendete der Tross und radelte zurück an den Kirchplatz.

Das Aktionsbündnis Radwegbau hatte im Rahmen des Stadtradelns zu der Protestfahrt geladen. „Verkehrsraum fairteilen“ lautete das Motto. In Kundgebungen vor und nach der Demo auf dem Kirchplatz betonten die Veranstalter die Notwendigkeit für einen fahrradfreundlichen Tunnelbau. „Wenn für den Durchgangsverkehr in Starnberg so viel Geld in die Hand genommen wird, muss bei der Neugestaltung auch für den motorisierten Verkehr etwas rausspringen“, forderte Irmgard Franken von der STAgenda-21-Gruppe „Verkehr“. Sie möchte mehr Platz und mehr Sicherheit für Radler, für Passanten, Senioren, Kinder und Behinderte. „Die oberirdischen Flächen müssen neu und fair verteilt werden“, sagte sie und versicherte: „Wir sind nicht gegen Autos, aber wir brauchen mehr Respekt für die, die nicht im Auto sitzen.“ Es seien zwar ein paar Fahrradstraßen in den letzten Jahren entstanden, aber das sei lediglich „Stückwerk“. „Eine echte Verkehrswende schaut anders aus“, so Franken. Noch fehle ein Gesamtkonzept und eine Mehrjahresstrategie.

Zum Aktionsbündnis gehören auch die Kreisverbände des Bundes Naturschutz, die Fahrradclubs ADFC und VCD, die lokalen Fridays-for-Future und Omas-for-Future-Gruppen und die Mobilitätswende Weßling. Sie hatten Vertreter aus dem gesamten Landkreis zur Demo geschickt. Der Feldafinger Toni Maier (Vorstand ADFC) erklärte: „Wo Autos zusammen kommen, ist der Ort voll, aber tot.“ Es dürfe nicht gewartet werden, bis etwas passiert, bevor gehandelt werde, sagte er und wies darauf hin, dass während der Corona-Pandemie der Radverkehr um ein Drittel zugenommen habe.

"Mit dem Rad zur Schule - wie?"

Unter den Teilnehmern war auch eine Familie mit zwei Kindern, die in der Starnberger Riedner Straße wohnt. Sie hatten selbst gestaltete Transparente dabei, um auf die kritischen Punkte für Radfahrer aufmerksam zu machen. „Mit dem Rad zur Bücherei – wie?“ stand auf einem Plakat und auf dem anderen „Mit dem Rad zur Schule – wie?“. Gerne würde die Familie mehr mit dem Fahrrad fahren, aber es fehlten sichere Routen durch die Stadt, bedauerten die Eltern.

Zum Abschluss der Demo gab es am Kirchplatz eine Diskussion mit den beiden Bundestagskandidatinnen Martina Neubauer (Grüne) und Carmen Wegge (SPD). Es gebe bereits viele Konzepte, doch diese müssten auch umgesetzt werden, erklärte Wegge und Neubauer gab zu bedenken, dass man ein anderes Verhalten im öffentlichen Raum brauche, um etwas zu verändern. Die Zeit dafür sei reif, stimmte Toni Maier zu: „Das Jahrhundert der Automobile war das 20. Heute haben wir aber das 21. Jahrhundert.“

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt