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Akademie trauert um ihren Gründungsvater

Hans-Jochen Vogel schuf die Grundlage für eine unabhängige Forschungsstätte

Akademiedirektorin Ursula Münch, Altdirektor Heinrich Oberreuter, Hans-Jochen Vogel und Bernhard Vogel (von links) 2017 beim letzten Besuch des Gründungsvaters in der Akademie. (Bild: APB Tutzing)

Der am Sonntag verstorbene Hans-Jochen Vogel war Stadtoberhaupt in München und Berlin, Bundesminister und Parteivorsitzender der SPD. Der Akademie für Politische Bildung wird der verstorbene Politiker vor allem als einer ihrer Gründungsväter in Erinnerung bleiben: Der SPD-Politiker formulierte als junger Regierungsrat in der Staatskanzlei den Entwurf für das Akademiegesetz, mit dem die einzigartige Bildungsstätte gegründet wurde. Seinen klugen Überlegungen verdankt es die Akademie, dass sie seit ihrer Gründung 1957 unabhängig und überparteilich arbeiten kann.

Für die Arbeit der Akademie ist dieses Gesetz bis heute wohl das Wertvollste, was sie hat. Das in der Bundesrepublik einzigartige Akademiegesetz bestimmt, dass die Akademie als „Anstalt des Öffentlichen Rechts“ überparteilich arbeitet. Darüber hinaus trifft das „Gesetz über die Errichtung einer Akademie für Politische Bildung“ vom 27. Mai 1957 kluge Festlegungen etwa über die Berufung und Zusammensetzung des Kuratoriums, das die Tätigkeit der Akademie überwacht und dem Vogel von 1957 bis 1960 selbst angehörte.

Hans-Jochen Vogel hat die Arbeit der Akademie bis zuletzt aufmerksam verfolgt und immer wieder auch in Briefwechseln und Telefonaten kommentiert. Das letzte Mal war er im Oktober 2017 persönlich in der Akademie, als sein Bruder Bernhard Vogel einen Festvortrag anlässlich des 75. Geburtstages des früheren Direktors der Akademie für Politische Bildung Heinrich Oberreuter gehalten hat.

Liebenswürdiger und kluger Ratgeber

Am Sonntag ist Hans-Jochen Vogel im Alter von 94.Geburtstag verstorben. „Wir hätten seinen Sachverstand, seinen Rat und seine Hartnäckigkeit so gern noch viel länger an unserer Seite gewusst. Aber wir trauern nicht nur um ihn, sondern wir danken ihm: für seine Klugheit und Umsicht. Vor allem aber danken wir ihm für den Entwurf des Akademiegesetzes, das die zentrale Grundlage dafür gelegt hat, dass die Akademie werden konnte, was sie heute ist: Ein überparteiliches Forum für Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, ein bundesweit hoch geschätztes Kompetenzzentrum für politische Bildung und eine unabhängige Forschungsstätte, die sich um ihre Finanzierung auch in Zeiten von Corona keine Sorgen machen muss. Wir verneigen uns vor einer großen Persönlichkeit und trauern um einen liebenswürdigen und klugen Ratgeber“, schreibt Akademiedirektorin Ursula Münch.

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