"Tannenbaum" im Museum
Audioguides führen zu zehn märchenhaften Stationen
Auch wenn die Christkindlmärkte mit ihren adventlichen Rahmenprogrammen abgesagt wurden, auf Vorweihnachtsstimmung brauchen die Starnberger nicht zu verzichten. Im Museum Starnberger See können sie sich mit einem eigens für das Museum konzipierten Winterhörspiel in eine zauberhafte Fantasiewelt entführen lassen. Stadtführerin und Kunsthistorikerin Claudia Wagner hat nach dem Märchen „der Tannenbaum“ von Hans Christian Andersen eine adaptierte Version für das Museum geschrieben. Dass ein Märchen von Andersen als Vorlage diente, ist kein Zufall. Der norwegische Autor hat nämlich 1852 Starnberg besucht. König Max. II. hatte ihn nach Berg auf sein Schlos eingeladen. Die beiden fuhren mit dem Boot „Delphin“ auf den Starnberger See und zur Roseninsel und Andersen las dem König seine Märchen vor.
Museumsleiter Benjamin Tillig wollte mit dem Hörspiel eine Art Parallelwelt im Museum entstehen lassen. Passend zur Jahreszeit hat sich Wagner für den „Tannenbaum“ entschieden. Das Märchen, in dem ein kleiner Tannenbaum davon träumt, endlich groß und dann glücklich zu werden. Mit einem Audioguide oder dem Smartphone können die Besucher zehn Stationen aktivieren, an denen jeweils ein Teil der Geschichte vom Starnberger Schauspieler Stefan Wilkening vorgetragen wird. Die Führung startet vor der Delphin. Das stattliche Ruderboot verdankt seinen Namen der geschnitzten Delphinfigur, die am Bug thront. Genau in diesem Boot saßen damals Andersen und der König.
Christbaum im Lochmannhaus
Produzent des Hörspiels ist Michael Gottfried, der auch Leiter für Musik und Ton am Residenztheater ist. In seinem Tonstudio nahm er nicht nur die Texte von Wilkening auf, sondern ergänzte die Sprache mit Klängen wie Wasserplätschern, Möwengeschrei und Kirchenglocken sowie mit eingängigen eigenkomponierten kleinen Melodien und sphärischen Glitzerklängen. Die Instrumente Vibraphon, Kontrabass und Gitarre spielte Gottfried selbst. Normalerweise hätte er dafür Musiker engagiert, doch das ging während der Produktion im Jahr 2020 wegen der Corona-Kontaktsperren nicht. Finanziert wurde die Produktion durch das Programm „Neustart“, das die Bundesregierung 2020 für die von Corona gebeutelten Kulturbetriebe aufgelegt hatte.
Die Tannenbaum-Geschichte führt von einem in den nächsten Raum des Museums. Höhepunkt ist im historischen Lochmannhaus. In der Stube steht der weihnachtlich geschmückte Christbaum. Andersens Märchen endet traurig. Beim Museumshörspiel gibt es einen optimistischen Schluss. Dafür hat Wagner eine Art Lichtgestalt oder Christkind eingeführt.
Das Winterhörspiel kann bis zum 9. Januar 2022 im Museum gehört werden. Das Museum Starnberger See in der Possenhofener Straße ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Für Schulklassen gibt es Sondertermine. Das Hörspiel dauert etwa eine dreiviertel Stunde. Für den Rundgang sollte man eine gute Stunde einrechnen.
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