Museumsspaziergang mit "Konsumbibliothek"
Das Museum Starnberger See wird zum "Supermarkt"
Aus Infektionsschutzgründen dürfen noch immer keine Besucherinnen und Besucher ins Museum Starnberger See hinein. Das Museumsgelände ist aber für Spaziergänge geöffnet. Um diese Ausflüge an die frische Luft interessant zu gestalten und mit Kultur zu verbinden, hat das Museum Starnberger See eine ganze Reihe von Außenprojekten entwickelt – den sogenannten "Museumsspaziergang".
Der aktuellste Neuzugang auf diesem "Museumsspaziergang" ist ein Werk der Künstlerin Stephanie Senge, das durch das Foyerfenster des Museums zu betrachten ist. Beleuchtet steht da nun ein Regal mit Supermarktprodukten und einige Porzellanfiguren davor – wird das Museum jetzt wirklich zum Ort des Konsums und Verkaufs?
Sehnsüchte, Träume und Versprechen
"Natürlich nicht", sagt Museumsleiter Benjamin Tillig und fügt hinzu: "Die Dinge im Regal sollen erzählen und nicht verkauft werden." Stephanie Senge präsentiert in ihrer sogenannten „Konsumbibliothek“ einen thematisch geordneten Ausschnitt ihrer Sammlung von Supermarktprodukten. Shampoo, Tee, Nudeln und Pudding stehen dort, mit Namen voller Sehnsüchte, Träume und Versprechen. Während im Lockdown Kultureinrichtungen, Sportanlagen und öffentliche Gebäude geschlossen sind, bleibt nur der Supermarkt offen. In ihm spiegeln sich Einsamkeit und Gemeinschaft, Entfremdung und Vertrauen, Abstand und Nähe. In ihm zeigt sich gemeinschaftliche Nervosität in leeren Toilettenpapierregalen und der Wunsch nach Freiheit durch Auswahl.
"Das Einkaufen ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern wird von uns als eine ganz wichtige Freiheit empfunden. Wir wollen selber auswählen können", so Museumsleiter Benjamin Tillig. Die Künstlerin Stephanie Senge betont: "Mir geht es auch darum, dass wir uns beim Einkaufen bewusst sind, was wir tun und welche Versprechen uns da mitverkauft werden." Das als Konsumkritik zu verstehen, wäre zu einfach. Tatsächlich schlägt die Künstlerin eine spielerische Art der Gesellschaftsbeobachtung vor. Wir sind, was wir kaufen – mehr denn je in der Pandemie.
Rund um die Uhr zugänglich
Stephanie Senge wurde 1972 in München geboren. Sie studierte an der Kunstakademie München beim Bildhauer Olaf Metzel. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin, doch ist sie noch immer dem Münchener Umland sehr verbunden, auch dem Starnberger See, der sie seit früher Kindheit als Familienausflugsziel begleitete.
Die Installation ist rund um die Uhr zugänglich. Die gesamte Sammlung der Künstlerin ist auf der Internetseite www.konsumbibliothek.com zu sehen.
Außerdem im "Museumsspaziergang" zu sehen: historische Fotos von Starnberg aus dem Bestand Wörsching, die Starnberger Heilige als 3D Scan, Zeichnungen eines P-Seminars des Gymnasiums Starnberg, die Figurengruppe "Trophies" des Künstlers Tim Bennett und natürlich das Museumsgelände selbst mit seinen historischen Gebäuden.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH