Letzte Tage im April 1919
Ein friedlicher Anfang, ein blutiges Ende der Revolution
Ende April 1919 überschlugen sich die Ereignisse in Starnberg, als die konservativen Regierungstruppen alles daran setzten, die Kontrolle wiederzuerlangen und die Stadt von den „Roten“ zu säubern. Die blutigen Auseinandersetzungen forderten in Starnberg 28 Tote.
Am 7. April 1919 war in Starnberg die Räterepublik ausgerufen worden. Die Kaiser-Wilhelm-Straße hieß fortan Kurt-Eisner-Straße und den Bürgern wurde die Milch im Kaffee verboten, um sie an bedürftige Kinder zu verteilen. Im Gasthaus wurde nur ein Essen pro Gast genehmigt. Sonst lief aber alles einigermaßen wie bisher weiter.
Bis zum 17. April, als sich ein neuer Arbeiterrat bildete, der den Münchnern nicht radikal genug war. Deswegen wurden rote Garden zu seiner „Disziplinierung“ nach Starnberg beordert. Die so genannten „Münchner Matrosen“ quartierten sich gleich im besten Hotel ein, dem „Bayerischen Hof. Von der Terrasse aus hielten sie mit Maschinengewehren den Bahnhof unter Kontrolle. Einige Bürger wurden als Geiseln genommen und die Weinvorräte der Villenbesitzer beschlagnahmt. Die Stimmung war angespannt, aber kein Blut wurde vergossen.
Das änderte sich am 28. April 1919, als die Regierungstruppen der Württemberger vorrückten und mit großer Brutalität gegen die „Roten“ vorgingen. In Tutzing und Pöcking kam es zu ersten Gefechten, einen Tag später rückten die Truppen in Starnberg ein. Als die Lage aussichtslos wurde, flüchteten die verbliebenen Rotgardisten mit der Bahn nach München. Diejenigen, die zu Fuß ihr Glück versuchten, wurden von den Weißgardisten verhaftet und sofort neben dem Bahndamm rechts nach der Unterführung an der Münchner Straße standrechtlich erschossen. Die Rede ist davon, dass unter den 27 toten Münchnern auch ein Starnberger und ein Pöckinger waren. Auch der Starnberger Bahnmeister Josef Taschinger wurde hingerichtet, weil man in seinen Taschen ein Telegramm der Spartakisten fand. Die Leichen wurden in einem Massengrab im Starnberger Friedhof verscharrt. Über Starnberg wurde Kriegsrecht verhängt. Am 29. April berichtete der Land- und Seebote, dass Starnberg „frei von Terror“ wäre. Der für viele hoffnungsvolle Aufbruch in eine neue Zeit hatte ein brutales Ende genommen.
Sehenswerte Sonderausstellung im Museum
Noch bis zum 14. Juli zeichnet das Museum Starnberg See in der Sonderausstellung „Revolution in der Provinz“ den für viele hoffnungsvollen Aufbruch in eine neue Zeit von den Anfängen bis zur Niederschlagung der Revolution nach. Der Blick ist dabei auf die Ereignisse in Starnberg gerichtet. Viele historische Fotografien und Originaldokumente lassen diese bewegte Zeit wieder lebendig werden.
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