5-Seen Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
"Eine Rodung des Waldes können wir nicht hinnehmen"
Initiative "Rettet den Würmtaler Wald!" findet neue Verbündete
Der Kampf um den Waldgürtel im Münchner Südwesten geht weiter. Naturschützer und Anwohner erhalten neue Unterstützung von Seiten der umliegenden Gemeinden sowie von der Stadtrats-SPD.
Derzeit geht es heiß her in Forst Kasten – Naturschützer, Politiker und andere Interessensgruppen liefern sich einen erbitterten Kampf auf allen Ebenen um die Bäume und das was darunter liegt: jede Menge Kies. Auch Bürger aus Neuried, Gauting, Stockdorf, Krailling, Planegg, Martinsried, Gräfelfing, Germering und München setzen sich für den Erhalt des Würmtaler Bannwaldes und des Planegger Holzes ein. Die Münchner Wochenanzeiger berichteten.
Die Einnahmen aus dem Kiesabbau würden dem Unterhalt des Heilig-Geist-Spitals zufließen. Die Landeshauptstadt München fungiert hier als Stiftungsverwalterin der Heiliggeistspital-Stiftung. Für die Initiativen Rettet den Würmtaler Wald! und Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. handelt es sich um die "Zerstörung von wertvollem Bannwald im Würmtal" auf einem Gebiet von "42 ha (ca. 59 Fußballfelder)", in das sich "Kiesgruben hineinfressen". Auch Greenpeece ist vor Ort aktiv und klärt über die Bedeutung des Waldgürtels und seiner Laubbäume auf.
"Naherholungsgebiet für Umland"
Auch der Haderner Bezirksausschuss (BA 20) hatte sich den Vorbehalten aus dem Würmtal gegen den geplanten Kiesabbau auf der „Dickwiese“ zwischen Planegg und Germering bereits angeschlossen. Als Nachbar der Gemeinde Planegg versagte das Gremium im Raumordnungsverfahren sein Einvernehmen, mit einer Mehrheit aus überwiegend roten und grünen Stimmen.
„Eine Großstadt wie München kann es sich gar nicht leisten, auf den Wald zwischen Neuried und Planegg als Frischluftspender, Wasserspeicher und Naherholungsgebiet zu verzichten“ so Micky Wenngatz, stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschuss von Thalkirchen - Obersendling - Forstenried - Fürstenried - Solln (BA 19), „eine Abholzung wäre eine Katastrophe für die Gemeinden im Umland und für unseren Stadtteil“.
Im BA 19 setzte sich die SPD-Fraktion darum nun ebenfalls für den Stopp des Kiesabbaus im Bannwald Forst Kasten ein und stellte zwei Anträge. Darin fordert sie das Sozialreferat auf, die europaweite Ausschreibung für die 9,5 Hektar auszusetzen – und damit zu stoppen – und den Oberbürgermeister der Stadt München, sich im Rahmen des Regionalen Planungsverbandes dafür einzusetzen, dass das Vorranggebiet 804 für den Kiesabbau schnellstmöglich aufgehoben wird.
„Eine Rodung des Waldes in Zeiten einer Klimakatastrophe können wir nicht hinnehmen“, so Wenngatz. „Ich bin sicher, heute würde eine Abwägung zwischen Rohstoffabbau und Schutz des Bannwaldes zugunsten des Bannwaldes ausgehen.“
"Münchner wollen Forst Kasten erhalten"
Jetzt will auch die SPD-Stadtratsfraktion will prüfen lassen, ob weiterer Kiesabbau im Forst Kasten verhindert werden kann. Dazu soll das Sozialreferat alternative Einnahmequellen für die Heiliggeistspital-Stiftung auswerten. Einen entsprechenden Antrag stellte die Fraktion bereits.
„Die Menschen in den umliegenden Würmtaler Gemeinden, aber auch viele Münchnerinnen und Münchner wollen die betreffende Waldfläche im Forst Kasten als Naherholungsgebiet erhalten. Wir können diesen Wunsch absolut nachvollziehen und wollen nach Möglichkeit Forstwirtschaft statt Kiesabbau auf dem 9,5 Hektar großen Areal", so die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Verena Dietl. "Gleichzeitig muss der Unterhalt des Heilig-Geist-Spitals und die Unterstützung der darin wohnenden Seniorinnen und Senioren unbedingt sichergestellt werden."
Wie wichtig der Erhalt des Waldes als Naherholungsgebiet und Grüne Lunge für die Stadt – insbesondere die eines langsam nachwachsenden Mischwaldes – ist, scheint Konsens zu sein. Noch vor kurzem zeichneten die Vereinten Nationen ein oberbayerisches Umweltprojekt bei Planegg für den vorbildlichen Erhalt der Artenvielfalt aus: das Projekt "Eremiten im Klosterwald Maria Eich".
„Es gibt zwar Auflagen für eine Neuaufforstung, aber ich möchte zu bedenken geben, dass dieser Wald 60 Jahre gebraucht hat, um das zu werden, was er ist“, so Jürgen Gerhards, Sprecher des Ausschusses für Bauen und Umwelt im BA 19, „und wie das mit den Neuaufforstungen ist, sieht man ja an dem, was bis jetzt gemacht wurde, es könnte besser sein, um es vorsichtig zu formulieren“.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH