„Man muss mit Herzblut dabei sein, sonst geht es nicht“
Die Weilheimer Trachtler und ihr neues Theaterstück
Wenn im Januar vor der Premiere die Schauspieler der Theatergruppe des Heimat- und Trachtenvereins eine Woche jeden Abend proben, stellt sich für viele die Frage: „Muss ich mir das eigentlich wirklich jedes Jahr wieder antun?“ Rechnet man die ehrenamtlichen Stunden zusammen, die für Proben, und Vorstellungen anfallen, und würde man diese auch nur mit dem Mindestlohn in Rechnung stellen, es käme ein beachtliches Sümmchen dabei heraus. Aber es ist der Spaß am Spielen, der die Schauspieler zusammenhält.
Seit 1934 bringt die Theatergruppe jedes Jahr im Januar ein Theaterstück auf die Bühne des Stadttheaters, so auch heuer wieder, wenn der Drei-Akter „Im Pfarrhaus is da Deife los“ von Sebastian Kolb und Markus Scheble aufgeführt wird. Bis ein solches Stück auf die Bühne kommt, ist es ein langer Weg, den nicht nur die Schauspieler, sondern auch viele für das Publikum unsichtbare Helfer beschreiten.
Es beginnt zunächst mit der Auswahl eines neuen Stückes. Einige Voraussetzungen müssen erfüllt sein: Kann das Stück auf der vorhandenen Bühne umgesetzt werden? Stehen ausreichend Schauspieler im gefragten Geschlechterverhältnis zur Verfügung? Theaterleiter Wolfgang Große Lackmann und Regisseur Michael K. Albrecht setzen sich dann zusammen und besprechen die Besetzung. Wer passt zu welcher Rolle? Wer kann diese oder jene Rolle auch stemmen? Ist der zu lernende Text für denjenigen zu packen?
Ein kleiner Behördenmarathon
Nun wird ein Probenplan aufgestellt und die Besetzung beim „Theatertreffen“ bekannt gegeben. Heuer sind dies Michael Tafelmeier, Herbert Weinbuch, Heidi Weinbuch, Magdalena Wühr, Petra Resch, Christa Ackermann sowie Barnabas Albrecht und Markus Abenthum jun. Und eine Besonderheit gibt es in diesem Jahr. Für die Rolle der beiden Ministranten Franzi und Maxi müssen Jugendliche besetzt werden. Für sie gelten aber ganz besondere Bedingungen und Auflagen, die eingehalten werden müssen. Ein kleinerer „Behördenmarathon“. Aber dann ist es soweit: Die Brüder Leonard und Ludwig Drexl können mitspielen.
Die Proben beginnen
Im September beginnen die Proben. Jeden Dienstag- und Donnerstagabend verbringen die zehn Schauspieler, der Theaterleiter und der Regisseur im Trachtenvereinsheim in der Oberen Stadt, um dort zwei bis drei Stunden zu proben, zunächst natürlich alle mit dem Textbuch in der Hand. Von Anfang an ist Souffleuse Christine Abenthum dabei, denn sie muss wissen, wo jeder einzelne Schauspieler seine textlichen Schwachstellen hat, um im Ernstfall aus dem Souffleurkasten heraus weiterhelfen zu können.
Im Verlauf der Proben nimmt das Stück mehr und mehr Gestalt an. Immer mehr Kleinigkeiten, Geste, Blicke, Betonungen werden herausgearbeitet. Sie kommen meist von der Regie, zum Teil aber auch von den Darstellern selbst.
Ab Dezember sind keine Textbücher auf der „Bühne“, die ja noch keine ist zu sehen. Der Regisseur gibt Tipps, spielt die eine oder andere Szene auch mal selbst vor, damit klar wird, wie er sie sich vorstellt. Gags werden spontan eingearbeitet – etwas, das bis zum letzten Probentag und darüber hinaus noch passieren kann.
Der Applaus macht‘s
Hinter der Bühne leisten die Bühnenbauer und die Technik, unterstützt von Ingo Remmers, dem Haustechniker des Stadttheaters, Erstaunliches. Das Bühnenbild entsteht in Eigenarbeit, die Technik spielt mit Licht- und Toneffekten, bis endlich alles perfekt wird. Noch am Tag der Premiere erfolgen letzte Handgriffe am Bühnenbau – und, man muss es immer wieder betonen, alles ehrenamtlich. Heißt es doch nicht zu unrecht „Applaus ist das Brot des Künstlers“.
Und dann kommt er: der Applaus. Und jetzt beantwortet sich die eingangs gestellte Frage: „Ja, das muss und will ich mir wieder antun!“ Denn Theaterspielen ist eine Leidenschaft, die auch zu einer gewissen Sucht werden kann, wenn man mit Herzblut dabei ist – und Regisseur Albrecht weiß: „Man muss mit Herzblut dabei sein, sonst geht es nicht!“
Die nächsten Vorstellungen von „Im Pfarrhaus ist da Deife los“ sind am Freitag, 19. Januar, und Samstag, 20. Januar, jeweils um 20 Uhr, sowie am Sonntag, 21. Januar, um 15 Uhr. Karten gibt es bei den üblichen Vorverkaufsstellen.
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