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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
Keine Beratung ist wie die andere
Schwangerschaftsberatung legt Jahresbericht vor
230 allgemeine Schwangerschaftsberatungen und 142 Konfliktberatungen hat das Team der Schwangerschaftsberatung im Weilheimer Gesundheitsamt im Jahr 2019 vorgenommen. „Und dabei ist keine Beratung wie die andere“, weiß Sachgebietsleiterin Petra Regauer. Dazu kamen im letzten Jahr 56 nachgehende Beratungen ab der Geburt, vier nachgehende Betreuungen nach Schwangerschaftsabbrüchen und 21 andere Beratungen. Zwei Kontakte in Sachen „vertrauliche Geburt“ hat es gegeben.
Was vielleicht nicht jeder weiß: Die Schwangerschaftsberatung steht nicht nur Müttern und werdenden Müttern zu, sondern auch Vätern und werdenden Vätern. Und nicht selten kommen auch Mutter und Vater gemeinsam zur Beratung, 2019 war dies 101 Mal der Fall. Die Altersstruktur liegt bei den Müttern in der Regel zwischen 26 und dreißig Jahren (84 Fälle), gefolgt von den 31- bis 35-Jährigen (52 Fälle) und den 18- bis 25-Jährigen (46 Fälle). Die Ausnahme bilden Frauen über vierzig Jahre (elf Fälle) und Frauen zwischen 16 und 17 Jahren (vier Fälle). Von 17 Frauen gab es keine Angabe zu ihrem Alter.
Abtreibende Ärzte werden oft angefeindet
Gemeinsam mit ihren Teamkollegen Susanne Nabholz, Annika Schmidt, Christina Huber und Ronald Weber steht Petra Regauer den Ratsuchenden zur Seite. Problematisch ist dies derzeit bei den Konfliktberatungen, wie Susanne Nabholz ausführt. In der Kreisstadt nämlich gibt es augenblicklich keine Ärztin und keinen Arzt, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen. „Das ist hier immer noch schwieriger, als in der großen Stadt“, sagt Nabholz. „Auf dem Land kennt man sich halt.“ Da sei ein Arzt, der (legale) Abbrüche vornimmt doch schnell verpönt, manchmal sogar angefeindet und müsse unter Umständen mit Schwierigkeiten rechnen. Problematisch sei dabei auch, dass die Berater keine Empfehlungen dahingehend aussprechen könnten, wohin sich Betroffene wenden können. Lediglich eine Liste ausführender Ärzte und Ärztinnen dürfe gezeigt werden „Aber nur gezeigt, nicht kopiert“, betont Susanne Nabholz. Ein Herausschreiben einer Adresse sei dahingegen für die Ratsuchende möglich.
Die Hebammen-Situation ist problematisch
Ein anderes Problem ist nach Wegfall der Geburtenstation im Weilheimer Krankenhaus das fehlende beziehungsweise mangelhafte Netzwerk der Hebammen. „Hier wollen wir von unserer Seite aus Abhilfe schaffen und eine Übersicht über Hebammen, deren Urlaube und Vertretungen anlegen, sodass wir im Bedarfsfall darüber informieren können, welche Hebamme in der Nähe gerade erreichbar ist und Dienst hat“, sagt Petra Regauer.
Erfreut ist das Team über die Tatsache, dass nach der Corona bedingten Unterbrechung nun wieder alle Beratungen im Gesundheitsamt in Weilheim und in Schongau möglich sind. Eine telefonische Anmeldung für eine Beratung unter der Rufnummer (0881) 6811609 (E-Mail schwangerschaftsberatung@lra-wm.bayern.de) ist notwendig. Zu den Themen, zu denen beraten wird, gehören neben der Schwangerschaft an sich auch Themen zum Mutterschutz, zu finanziellen Hilfen sowie zu Arbeitsverträgen und sozialen Fragen. Gerade in finanziellen Dingen sind Beratungen oft wichtig, denn: „Eine Schwangerschaft ist immer ein Stück Armutsfaktor“, so Annika Schmidt. „Die finanzielle Situation ist nach einer Geburt nicht mehr so, wie sie vorher war.“ Zwar seien die Leistungen im Vergleich zu früher gestiegen, informiert Ronald Weber, dennoch gebe es nach wie vor Verbesserungsbedarf.
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