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Rubrik: Gesamt · Ort: fuenfseenland
„Es war keine leichte Entscheidung“
Hubert Rößner (90) gibt freiwillig Führerschein ab
Ein Landkreisbürger, der kürzlich seinen 90. Geburtstag feierte, hat in der Führerscheinstelle des Landratsamts Weilheim-Schongau seinen Führerschein aus freien Stücken zurückgegeben. Bei der Übergabe in Weilheim erhielt Hubert Rößner aus Böbing einen fertig vorbereiteten Antrag für sein persönliches RVO-Ticket und einen Blumenstrauß. Das Ticket ist drei Jahre lang gültig und berechtigt ihn zu kostenlosen Fahrten im gesamten Regionalnetz der RVO GmbH. Mit der freiwilligen Rückgabe möchte Rößner als Vorbild für ältere Führerscheininhaber dienen und so zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr beitragen.
Der Schein wurde 1955 ausgestellt
Bei dem Termin nahm die Chefin persönlich den Stempel in die Hand: Sabrina Loy, Leiterin Fahrerlaubniswesen im Landratsamt, hatte den Antrag für das RVO-Ticket für Rößner bereits vorbereitet. Den RVO-Antrag musste dieser nur noch unterzeichnen und abschicken. Loy entwertete auch Rößners 66 Jahre alten Führerschein mit dem „Ungültig“-Stempel. Das Dokument, das 1955 in der ursprünglichen grauen Form in Aschaffenburg ausgestellt worden war, darf er als Andenken behalten. Zusätzlich erhielt Rößner einen bunten Blumenstrauß durch Erika Breu von der Pressestelle des Landratsamts überreicht: Sie übermittelte nachträgliche Glückwünsche zu seinem 90. Geburtstag am 3. November. Breu bedankte sich im Namen der Kreisbehörde bei Rößner für seine vorbildliche Initiative.
„Ich möchte keinen gefährden“
„Meine Idee war, dass sich vielleicht nun ein paar ältere Herrschaften Gedanken machen, ob sie tatsächlich noch verkehrssicher Auto fahren können“, sagte Rößner. Er selbst habe festgestellt, dass ihm, auch, wenn seine Augen noch gut funktionierten, gerade die Blendung durch Scheinwerfer und reflektierende Verkehrsschilder beim Autofahren zunehmend Probleme bereiteten. „Es war keine leichte Entscheidung, da nun mein Mobilitätsradius sinkt. Aber ich möchte keine anderen Menschen gefährden im Straßenverkehr“, so Rößner.
Auch seine Tochter Rosl, die ihn bei der Übergabe in der Weilheimer Behörde begleitete, zeigte sich erleichtert: „Für mich ist es beruhigend, dass mein Vater nun freiwillig aufs Fahren verzichtet.“ Künftig werde sie ihren Vater einmal pro Woche chauffieren: für Einkäufe und Erledigungen, jedoch auch für gemeinsame Ausflüge.
Das erste Auto war eine Isetta
Rößners erstes Auto sei eine BMW Isetta gewesen, erinnerte er sich. Diese habe ihm in den 1950ern gute Dienste erwiesen, als er als Referendar im Bayerischen Staatsforst unterwegs war: „Das ging nicht ohne Auto, wenn ich in den Wald fahren musste.“ Rößner war als Diplomforstwirt unter anderem am Bayerischen Staatsministerium in München tätig sowie als Leiter mehrerer Forstämter, darunter in Seeshaupt und in Weilheim. Nach der Pensionierung engagierte er sich als Reiseleiter und als forstlicher Gutachter in Indonesien und Fiji.
Mit gutem Beispiel voran
„Ich freue mich sehr, dass Herr Rößner mit gutem Beispiel vorangeht“, sagte Sabrina Loy. „Es ist für viele ältere Menschen ein schwieriger Abschied von der Fahrerlaubnis. Und es ist sicherlich nicht einfach, sich selbst einzugestehen, dass man nicht mehr sicher Auto fahren kann.“ Daher stelle diese Initiative ein positives Signal für andere Senioren dar. „Wir wünschen Herrn Rößner noch viele gesunde und schöne Jahre, in denen er mit seinem kostenlosen RVO-Ticket unseren schönen Landkreis erkundet.“
Informationen zu Kontakt und Öffnungszeiten der Führerscheinstelle im Landratsamt Weilheim-Schongau finden sich auf www.weilheim-schongau.de beim Menüpunkt „Was erledige ich wo“ unter dem Stichwort „Fahrerlaubniswesen“.
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