Zum Wegwerfen zu schade
Bücherspenden werden für soziale Zwecke verkauft

Tina Reiuther und Isabelle Feix sortieren die Bücher, die im Internet verkauft werden sollen. (Bild: pst)
Romane, Kochbücher, Bildbände, Krimis – bei Tina Reuther und Isabelle Feix lagern etwa 30.000 Bücher in Regalen und Kisten. Es sind die Spenden derer, die derzeit Zeit haben, um ihre Bücherschränke auf Vordermann zu bringen. Seit mehr als zehn Jahren sammeln die beiden Gilchingerinnen die Second-Hand-Bücher und verkaufen sie für einen guten Zweck. „Zum Wegwerfen sind die schönen Bücher doch viel zu schade“, versichert Reuther. In der Tat sieht man manchen Büchern an, dass sie noch nie gelesen wurden.
Um die Bücher weiter zu verwerten, wurden in der Wohnung verschiedene Sortierstationen errichtet. Als erstes werden die Exemplare geordnet. Nicht alles ist verkäuflich. So werden vergilbte oder abgegriffene Bücher aussortiert. Auch Taschenbuchlexika, alte Romane oder Krimis aus den 1970-er und 80-er Jahre finden keine Abnehmer. In der nächsten Station wird auf Online-Verkaufsplattformen im Internet geschaut, ob jemand die Werke möchte, sie werden auch fotografiert, betextet und angeboten. Dann gibt es noch den Postversand.
Derzeit gehen Bücher wie Hape Kerkelings „ich bin dann mal weg“ gut weg oder ganze Sammelbände. So hat eine gespendete Komplettserie von 70 Büchern 50 Euro gebracht. Für einzelne Bücher gibt es oft nicht mehr als einen Euro. Den Rest sortieren die beiden nach Themen in Bananenkisten und lagern die Bücher für den nächsten Büchermarkt ein. Der letzte sollte beispielsweise in der Rathaushalle stattfinden. Taschenweise würden die Lesefreunde die Bücher, die jeweils für einen Euro verkauft werden, nach Hause schleppen. Wegen Corona muss der Verkauf während des Marktsonntags oder im Rahmen des kirchlichen Adventsmarkts jetzt allerdings warten. „Unsere Lager sind brechend voll“, stöhnt Reuther. Nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“, kommen am Ende doch schöne Beträge für das Mutter-Kind-Haus, die Integrationshilfe, die Namaste-Stiftung in Gilching , die Herrschinger Indienhilfe und Sozialprojekte in Indien, Bolivien oder Serbien zusammen. Insgesamt werden 13 Projekte bedacht, „Wenn ich daran denke, dann bin ich gleich wieder motiviert“, versichert Feix, denn manchmal würde sie schon über die viele Arbeit stöhnen.
Leben zeichnet sich im Bücherschrank ab
Oft bekommen die beiden einen kompletten Nachlass. „Da breitet sich dann ein ganzes Leben aus“, so Reuther. Reiseliteratur und Lebenshilfebücher, Romane und Einmerker in den Büchern lassen Rückschlüsse auf den ehemaligen Besitzer ziehen. „Das ist sehr berührend“, sagt sie. Einmal seien alle Bücher fein säuberlich in Pergamentpapier gewickelt gewesen, ein anderes Mal seien getrocknete Blüten oder eine PIN-Nummer aus den Büchern gefallen. Die beiden haben aber auch schon Steuerunterlagen oder Fotoalben gefunden. Da die Spender ihre Kontaktdaten angeben, können solche Fundsachen zurückgegeben werden. Auch wenn beispielsweise eine CD aus einem Lernbuch fehlt, rufen die beiden an. „Oft ist die noch vorhanden“.
Auch wenn die Bücher beim Kauf sehr teuer gewesen waren oder es sich um Antiquitäten handelt, die beiden haben nur einmal für eine Biografie von Marc Aurel einen höheren Betrag von 39 Euro bekommen und auch das Kochbuch aus dem Jahre 1902, das für zehn Euro wegging, war ein Highlight. Gut erhaltene Bücher, Puzzles, Gesellschaftsspiele, DVDs und CDs können in Gilching, Am Kesselboschen 16a kontaktlos abgegeben werden. Email: tina.reuther@t-online.de. Telefon: 08105/22650.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH