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Zeit(k)reise

"Die Seele muss nachkommen"

Dem katholischen Pfarrer Franz von Lüninck helfen Spaziergänge, um seinen Kopf frei zu kriegen und den Dingen einen neuen Blickwinkel zu verleihen. (Bild: Huss-Weber)

Die Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt, bedeutet für viele Menschen Verzicht. Manche verzichten auf Schokolade, andere auf Alkohol und wieder andere nutzen die Gelegenheit, um sich von alten Gewohnheiten zu lösen. Für Pfarrer Franz von Lüninck aus der katholischen Pfarrei Gilching entsteht in der Fastenzeit ein ganz besonderer Zeitkreislauf, der mehr ist als der bloße Verzicht.

Geistige Entschlackung

"Viele definieren die Fastenzeit als eine Zeit des Verzichts. Das Fasten kann aber auch auf geistiger Ebene stattfinden", erklärt von Lüninck. Er nutze diese Zeit dafür, sich selbst zu ordnen. "Man kann nicht nur seinen Körper entschlacken, sondern auch die Seele", führt er fort. So kann diese Zeit genutzt werden, sich auf die wesentlichen Dinge im eigenen Leben zu konzentrieren, eine innere Ordnung herzustellen und sein Leben ein bisschen freier zu machen. "Diese Ordnung kann auch in kleinen Dingen anfangen, zum  Beispiel, früher schlafen zu gehen oder sich mehr zu bewegen", so Lüninck. Dabei hat der Pfarrer einen Tipp: Geduld, denn ein solches Vorhaben wird nicht von heute auf morgen gehen.

Keine Regeln

Pfarrer von Lüninck nimmt sich Zeit, um Prioritäten neu zu ordnen und bei dem, was er gerade macht, auch komplett da zu sein. "Man muss keinem strengen Regelwerk folgen, jeder kleine Schritt ist ein großer Erfolg", so der Geistliche. Aus dieser Zeit könne man Kraft ziehen und seine Perspektiven ausloten, denn "es gibt immer Perspektiven".

Ins Reine kommen

Das Wichtigste für ihn sei es jedoch, der Seele Zeit zu geben, einmal nachzukommen. "Jeder sollte die Fastenzeit so nutzen, wie er es für richtig hält, doch gerade in unserem oftmals stressigen Alltag bleibt man selbst manchmal auf der Strecke", weiß von Lüninck, der selbst einen vollgepackten Terminkalender hat. "Wer sich Zeit für sich nimmt, kommt mit den Dingen ins Reine."

Die größere Gefahr sieht er darin, dass Menschen nicht im Heute leben, mit Freude zum Beispiel ihren Urlaub planen, aber die Schönheit des Alltäglichen aus den Augen verlieren. "Man muss jeden Augenblick mitnehmen", rät der Pfarrer, denn Zeit haben wir zwar alle, aber nicht unendlich.

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